5 Fragen an Rochus Aust
Zum 10-jährigen Jubiläum des Museums wurde das Marta Forum nochmal beeindruckend zum Klingen gebracht und die Gehry-Architektur umso mehr in Schwingung versetzt.
Die Herforder Kulturnacht am 19.9.2015 nahmen Rochus Aust und seine Musiker des 1. Deutschen Stromorchesters zum Anlass, im Rahmen ihrer insgesamt über 50 Uraufführungen umfassenden Tour auch Station in Herford zu machen. Marta Kuratorin Franziska Brückmann stellte dem Klangkünstler nach seinem Auftritt „5 Fragen“.
Wie ist die Idee des Stromorchesters entstanden?
Ursprünglich als Jubiläumskonzert 100 Jahre Strom in der Lichtstadt Unna. Das war zunächst eine aus der Hüfte geschossene Idee, die sich aber äußerst komplex und interessant entwickelt hat.
Mit welchen Themen setzt Du Dich in den Sinfonien auseinander?
In erster Linie mit dem Klang von Geräten bei verschiedenen Strom- und Spannungsstärken, umgesetzt in Musik und kombiniert mit Musikinstrumenten, Musikgeräten und Musikmaschinen.
Welche Rolle spielen die Aufführungsorte in Euren Sinfonien, wo liegt die Verbindung zwischen Herford und seinem amerikanischen Namensvetter Hereford?
Bei der ELECTRO-ICONIC BRIDGE bzw. der 9. Sinfonie sind immer ein „Originalort“ mit einem namensgleichen Ort auf der anderen Seite des Atlantiks über eine elektrische Erfindung, Entdeckung, Gerätschaft oder Geschichte verbunden. In Herford sind das die Läuteanlagen der Herforder Elektromotoren-Werke und damit neben den Maschinenklängen auch Glockenklänge.
Euer Stromorchester führt die Idee des klassischen Sinfonieorchesters auf eine elektronische Basis. Warum habt ihr (historische) Alltagsgegenstände als Instrumente gewählt?
Es sind sowohl historische und aktuelle Alltagsmaschinen/-geräte, als auch historische und aktuelle Musikmaschinen/-instrumente, mit denen wir spielen. Beide Arten von Klangerzeugern werden meist nur einzeln in Musikstücken eingesetzt. Im Stromorchester klingen sie erstmalig gemeinsam.
Wenn Dich jemand fragt, welche Musik Du machst, was würdest Du antworten?
Kommen und hören!
Zur Person
Die Inszenierungen des Kölner Musikers, Installations- und Klangkünstlers Rochus Aust (*1968 in Recklinghausen), der an der Schnittstelle von (Neuer) Musik und visueller Kunst agiert, sind auf vielfältige Weise grenzüberschreitend. Aust studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen, sowie am Royal College of Music, London, und ist Preisträger internationaler Wettbewerbe als Trompeter und Komponist. Derzeit ist er noch bis November mit dem 1. Deutschen Stromorchester im Rahmen der transatlantischen Tour „Electro-Iconic-Bridge“ in Amerika und Deutschland unterwegs.
Zum 1. Deutschen Stromorchester
Das 1. Deutsche Stromorchester macht Sinfonien aus ungehörten Klängen erlebbar: Aus einer Vielzahl verschiedener elektr(oni)scher Geräte wie Bohrern, einer Kaffeemaschine oder einem Laubbläser entstehen Kompositionen: von leisen, melodiösen, sirrenden Tönen bis zu einem durchdringenden, lauten Dröhnen. Zur 9. Herforder Kulturnacht kam mit ausdrücklichem Bezug zur Stadt Herford eine Läuteanlage der Herforder Elektromotoren-Werke zum Einsatz. Bahnbrechende Erfindungen zur Elektrizität, elektrische Geräte, elektronische Instrumente und unglaubliche Geschichten zur Elektrifizierung der Welt sind das Spielmaterial, mit dem Rochus Aust und das 1. Deutsche Stromorchester noch bis zum Ende ihrer Tour „Electro-Iconic-Bridge“ jeweils eine „elektronische Brücke“ zwischen der alten und neuen Welt schlagen.