Erfahrbarkeit von Architektur – Jean-Pascal Flaviens „statement house“
Der Künstler Jean-Pascal Flavien beschäftigt sich in seinen Werken mit der Funktion und Erfahrbarkeit von Architektur. Für das Projekt „statement house“ (temporary title), das anlässlich der Ausstellung „Revolution in Rotgelbblau“ entstand, zog die Bewohnerin Philothée für einige Tage in das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht ein.
Das ehemalige Wohnhaus, erbaut 1924, zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe und kann in Kleingruppen besichtigt werden.
Multifunktionale Räume
Das Wohnhaus verkörpert durch seine dreidimensionale asymmetrische Struktur und den offenen Grundriss in der ersten Etage die theoretischen Ideen der De-Stijl-Bewegung im Raum. Verschiebbare Wände, multifunktionale Möbel und Klappvorrichtungen bezeugen, wie innovativ der Entwurf hinsichtlich der unterschiedlichen Funktionen von Architektur vor knapp einem Jahrhundert gewesen ist. Truus Schröder-Schräder beauftragte Gerrit Rietveld mit dem Entwurf des Wohnhauses für sich und ihre Kinder, der für sie zuvor bereits moderne Möbel gebaut hatte, die der damaligen Mode weit voraus waren.
Philothée durfte sich als Teil der künstlerischen Arbeit von Jean-Pascal Flavien außerhalb der regulären Öffnungszeiten im Rietveld-Schröder-Haus aufhalten und bekam so einen kleinen Eindruck, wie das Haus damals auf seine BewohnerInnen gewirkt hat. Wie sie den Aufenthalt dort empfand, wird anhand von Fotos und Textfragmenten im Herforder „statement house“ geschildert.
Erfahrungsaustausch im digitalen Raum
Die begehbare Konstruktion des „statement house“ entspricht dabei eher der Idee eines Wohnhauses, dessen oktogonaler Grundriss, ergänzt durch bewegliche Holzelemente, Fragen nach der Entstehung und den Möglichkeiten von Architektur aufwirft. Spärlich ausgestattet mit einer Liege und einem Arbeitsplatz lädt es die BesucherInnen ein, sich die Ungleichheit von Vergangenheit und Gegenwart wachzurufen und sich mit der Funktion von Wohnraum zu befassen. Philothée spürt einer vergangen Zeit im Rietveld-Schröder-Haus aus einer gegenwärtigen Perspektive auf, indem sie sich mit der Nutzungsmöglichkeiten konfrontiert und sich zeitweise in die Perspektive der BewohnerInnen versetzt. Zum Projekte gehört auch ein reger Austausch zwischen Philothée und Jean-Pascal Flavien auf der Kommunikationsplattform Twitter. Auf 140 Zeichen beschränkt schildert Philothée dem Künstler ihre Eindrücke und lässt gleichzeitig in dem offenen digitalen Raum alle an ihren Erlebnissen teilhaben.
Hinweis:
Philothée wird am Wochenende von 4.-5. November im Marta in der Ausstellung „Revolution in Rotgelbblau“ anwesend sein und Fragen der BesucherInnen beantworten. Auch über Twitter können Sie sie kontaktieren.