Wo genau liegt Chișinău? Eine Exkursion in die Fremde
Im Marta-Forum sind noch bis zum 24. Mai Fotografien von 16 Studierenden der FH Bielefeld ausgestellt, die 2016 zusammen mit den Dozenten Andrea Diefenbach und Roman Bezjak eine Exkursion in die Republik Moldau unternahmen.
Die Hauptstadt Chișinău war Ausgangspunkt ihrer Dokumentationen. Im Interview berichten Merle Burgey, Lukas von Bentum und Julia Autz über die Vorbereitung der Exkursion und ihre Erfahrungen vor Ort, die sie in der Ausstellung „Kosmos“ versammelt haben.
Ärmer als in dem winzigen Land Moldawien sind die Menschen nirgendwo in Europa. Hattet ihr eine Vorstellung, was euch vor Ort erwartet, Moldawien erscheint ja aus der eigenen Perspektive, die im Zentrum Europas verankert ist, sehr weit weg?
Merle Burgey: Einige von uns hatten zu dem Zeitpunkt, als wir die Exkursion planten, schon eine Weile bei Andrea studiert und kannten aus ihren Erzählungen und vor allem durch ihre Serie die Schwierigkeiten, mit denen das Land zu kämpfen hat. Außerhalb dieses Wissens war es eher schwer sich mit dem, was uns erwartet, auseinander zu setzen. Moldawien taucht weder besonders häufig in den Nachrichten auf, noch gibt es besonders viele Artikel im Internet zu finden. Bis wir dort landeten war es daher wohl für alle tatsächlich eher weit weg.
Habt ihr euch auf die fotografische Reise nach Chișinău im Vorfeld als Seminargruppe besonders vorbereitet? Und welches fotografische Equipment nimmt man mit auf eine Exkursion in die Fremde?
Lukas von Bentum: Unsere Seminarleiterin Andrea Diefenbach ist durch ihre fotografischen Arbeiten über Moldawien sehr vertraut mit dem Land und konnte uns bereits im Vorfeld einige Informationen geben zu den Einreisebestimmungen, der Landeswährung und Lebenshaltungskosten etc.. Darüber hinaus haben wir Studenten im Internet oder der Bibliothek über Politik, Kultur und Geschichte des Landes recherchiert.
Julia Autz: Zum Equipment eines jeden Fotografen zählen wohl die Kamera und eine kleine Auswahl an Objektiven. In Moldawien brauchten wir alle zusätzlich dazu einen Regenmantel, um dem schlechten Wetter trotzen zu können.
Gab es ein gemeinsames Oberthema oder Fragestellungen, unter denen die Exkursion stand?
J.A.: Die Exkursion stand unter keinem Oberthema. Alle Studenten haben individuell recherchiert und vor Ort nach einem Thema, das sie selbst interessiert, geschaut. Zur Hilfe kam uns hierbei eine Stadtrundfahrt, die uns in nahezu jede Ecke brachte, um uns zu inspirieren.
Die Suche nach Motiven führte einige von euch auch in das Umland der Hauptstadt von Moldawien, seid ihr alleine oder in Gruppen unterwegs gewesen, um zu Fotografieren?
M.B.: Obwohl wir beinahe jeden Abend als Gruppe zusammen gekommen sind, um unsere Ergebnisse zu besprechen, ist jeder tagsüber für sich alleine losgezogen und hat nach seinen Bildmotiven gesucht. Einige von uns hatten, um die Sprachbarriere etwas in den Griff zu bekommen, einen Bekannten von Andrea Diefenbach dabei, der für uns das Wichtigste übersetzte.
Wie haben die Menschen auf die Anfrage reagiert, portraitiert zu werden, gab es Begegnungen, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
M.B.: Die Erfahrungen, die wir dort, bezogen auf Porträts gemacht haben, sind ziemlich verschieden. Teilweise sind die Menschen misstrauisch und möchten nicht fotografiert werden, weil sie unsere Sprache nicht verstehen. Andere wiederum reagieren sehr offen und dankbar darauf, dass sich jemand für ihr Schicksal interessiert.
Hinweis:
Merle Burgey studiert seit 2014 Fotografie an der FH Bielefeld und porträtiert in Chișinău eine ehemalige Tänzerin.
Lukas von Betum studiert an der FH Bielefeld seit 2015 und interessierte sich während der zwei Wochen in Moldawien vor allem für die Jugendlichen der Republik, die häufig das Land verlassen.
Julia Autz studiert seit 2016 im Master an der FH Bielefeld. Bereits für ihr Diplom fotografierte die junge Fotografin in Transnistrien.