Und was entsteht hier?
Neulich bei einer Architekturführung im Marta Herford fragte ein Besucher: „Und was entsteht hier? Erhält das Museum nun einen Erweiterungsbau?“
Tatsächlich standen wir vor der Installation des portugiesischen Künstlers Pedro Cabrita Reis (*1956 in Lissabon), die gerade platziert wurde. Was damals noch im Entstehen war, ist heute vollendet: 9 Meter misst die Stele aus zwei Doppel-T-Stahlträgern, die der Künstler auf dem Marta Areal installiert hat. Die Arbeit reicht präzise bis zur Traufe des Museums. Nachts wird sie von einer Neonröhre erleuchtet, die Teil der Skulptur ist.
Seit Anfang der 1990er Jahre bezieht sich der Künstler mit seinem Werk auf architektonische Strukturen: Wände, Fenster, Türen, Treppen, Tische sind regelmäßiger Bestandteil seiner Arbeit. Die Skulpturen aus Fundstücken oder Standardmaterialien der Bauindustrie vermitteln eine „Idee vom Haus“, die jedoch fragmentarisch bleibt. Der Bildhauer, der vor einigen Jahren seine künstlerische Karriere als Maler begann, schätzt die Spuren, die die gefundenen Objekte tragen. „Eigentlich handelt es sich bei meinen Skulpturen ebenfalls um Malerei“ (Pedro Cabrita Reis in einem Gespräch auf seiner Eröffnung in der Berliner Galerie Kewenig 2015). Der Titel der Arbeit „The Herford Eichen“ und ihre vertikale Ausrichtung rufen die Vorstellung von Bäumen wach. Doch mit den Neonleuchten erinnern diese „Herforder Eichen“ aus nacktem Stahl zugleich an urbane Strukturen, die sich ständig verändern. Die Idee, dass hier eventuell ein neuer Bau entstehen könnte, gefällt mir und ich antworte dem Besucher: „Ist das nicht eine wunderbare Vorstellung?“
Die neue Skulptur an der Südseite des Museum ist ein Geschenk der Wemhöner Stiftung zum 10-jährigen Marta Jubiläum Mai 2015. Sie wurde installiert anlässlich der Ausstellung „(un)möglich! – Künstler als Architekten“, die von 21. Februar bis zum 31. Mai 2015 im Marta Herford zu sehen war.