Vom Suchen und Finden – Praktikum in der Museumspädagogik
„A museum should provoke questions, not spoon-feed answers and experiences.“ ( Mark Dion, 1997)
Als Studentin der Erziehungswissenschaft beschäftigen mich Fragen der Sozialisation, der Subjektwerdung oder der Bedeutung von (kultureller) Bildung. Durch mein Praktikum im Marta Herford hat sich mir die wunderbare Möglichkeit geboten, meine persönlichen Fragen, denen ich bisher überwiegend theoretisch nachgegangen bin, mit der Praxis zu konfrontieren. Ich schnappte mir innerlich meinen Forscherhut, zückte Stift und Notizbuch, begab mich auf die Suche und erforschte das Marta als eine mir bis dahin überwiegend fremde Institution kultureller Bildung.
Dabei entdeckte ich unter anderem, dass das Marta seinen Besucherinnen und Besuchern nicht nur Wissen, Inhalte und Techniken zeitgenössischer Kunst und Architektur vermittelt, sondern auch Impulse zur Reflexion gibt. Dies geschieht beispielsweise indem es – schon durch seine Architektur – irritiert und Fragen aufwirft. Das Marta ist sowohl ein Ort der Kunstvermittlung als auch gleichzeitig ein Raum für ästhetische und politische Bildung. Kunst und Kultur sind politisch. Besonders da, wo sie in Gestalt des Ästhetischen und Anschaulichen lebensweltliche Erfahrungen interpretieren, verfremden, irritieren oder Denk- und Handlungsverbote auflösen. Aus der Differenz und Spannung zwischen Subjektivität und Intersubjektivität entsteht eine Dynamik, die Neues schafft, Grenzen überschreitet und subversive Kräfte entwickelt.
Besonders in der praktischen Arbeit, sei es ihm Rahmen eines klassischen Workshopangebotes zum Thema Recycling für Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse, oder aber bei einem offenen Kreativangebot zur Herforder Kulturnacht im Marta Atelier für Kinder und ihre Familien, taten sich durch das sinnliche In-der-Welt-sein Chancen und Freiräume auf, die durch Phantasie und Kreativität erschlossen wurden und das Verlassen von vermeintlichen Zwangsbereichen ermöglichten. Meine wunderbaren und inspirierenden Kolleginnen und Kollegen vermitteln Kindern nicht nur Wissen und Kompetenzen, sondern ermöglichen durch ihre museumspädagogische Arbeit und Kunstangebote ästhetische Erfahrungen und Erkenntnisse und fördern reflexive Fähigkeiten. Diese sind deshalb von so großer Bedeutung, da sie – so die humanistische Grundannahme und Hoffnung – in politische Haltungen und ethische Handlungen überführt werden.
Hoffentlich.
Eva Segler studiert an der Universität Bielefeld den Masterstudiengang Erziehungswissenschaften. Nach einem Praktikum 2015 im Marta Herford ist sie hier als freie Mitarbeiterin tätig.