5 Fragen an Dirk Braeckman
In der Marta-Ausstellung „Trügerische Bilder“ sorgt das atmosphärische Werk von Dirk Braeckman für spannungsvolle Augenblicke. Ein wesentlicher Moment dieser Arbeit liegt in der Dunkelkammer. In diesem Interview stellt sich der Künstler unseren Fragen.
Ursprünglich wolltest Du einmal Maler werden. Wie kam es dazu, dass Du dann doch Fotografie studiert hast? Und was schätzt Du besonders an diesem Medium?
Bevor ich anfing an der Akademie zu studieren, habe ich viel Zeit mit Maler*innen verbracht und damit begonnen, selbst zu malen. Eines Tages fragte mich einer meiner Freunde: „Warum studierst du nicht zuerst ein Jahr Fotografie an der Akademie?“ Im Gegensatz zu allen meinen Klassenkamerad*innen wusste ich nichts über Fotografie, war noch nie in einer Dunkelkammer gewesen und besaß keine Kamera oder ähnliches. In kürzester Zeit war ich von dem Medium und der Art und Weise, wie es die Realität einfing, begeistert. Viele Maler*innen waren zu dieser Zeit stark von der Fotografie inspiriert, darunter vor allem Gerhard Richter. Ich habe versucht, mich der Fotografie so zu nähern, wie sie sich der Malerei näherten. So habe ich angefangen. Im Herzen bin ich immer noch ein Maler.
Ein wesentlicher Moment Deiner Arbeit liegt in der Dunkelkammer. Wie gehst Du da genau vor?
In der Fotografie fehlte mir immer die körperliche Beteiligung, die ich aus der Malerei kannte. Also machte ich mich daran, einen großen dunklen Raum zu bauen, in dem ich riesige Drucke herstellen und an Formaten arbeiten konnte, die denen der Maler*innen ähnelten. Mehr als die technischen Aspekte der Fotografie interessierte mich der physische Akt der Entwicklung des Bildes. Ich begann mich mit verschiedenen Mitteln in den Entwicklungsprozess einzumischen, von Chemikalien über Bürsten bis hin zu verschiedenen Lichtquellen. Ähnlich wie beim Malen wollte ich, dass die Arbeiten irgendwie zufällig entstehen und begann, meine eigene Signatur zu entwickeln.
Deine Arbeiten zeichnen sich durch eine gewisse Unschärfe aus. Siehst Du darin eine Nähe zu Fotopionier*innen wie Julia Margaret Cameron oder Edward Steichen, deren Fotografien weltweit besonders aufgrund ihrer malerischen Qualitäten geschätzt werden? Oder gibt es andere historische Vorbilder?
Ich bin von vielen Fotograf*innen und der gesamten Geschichte der Fotografie beeinflusst worden, aber nicht besonders von den wegweisenden, würde ich sagen. Am wichtigsten für mich war die Arbeit der amerikanischen Fotograf*innen aus den 50er und 60er Jahren wie Robert Frank, Robert Adams und Garry Winogrand. Besonders ein Zitat des letzteren – wahrscheinlich mehr als seine Arbeit – hat mich nachhaltig beeindruckt: „Ich fotografiere, um zu sehen, wie die Welt fotografiert aussieht.“
Worin liegen Deiner Meinung nach die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Malerei und Fotografie?
Offensichtlich spielt Licht sowohl für die Malerei als auch für die Fotografie eine sehr wichtige Rolle. Die Art und Weise, wie für die Herstellung von Bildern unterschiedliche Schattierungen, Töne, Farbtöne und Kontraste genutzt werden, ist ähnlich. Was sie wirklich voneinander abhebt, wird in der zeitgenössischen Malerei immer deutlicher, wo die Malerei von der Realität abweicht wie nie zuvor und auf eine Weise, die für die Fotografie nicht durchführbar ist. Es macht die beiden Medien völlig unterschiedlich. Und auch die Tatsache, dass Malerei auf eine Weise mehr 3D wirkt; etwas, das ich seit Beginn meiner Karriere auch in meinen Fotografien nachbilden wollte.
Inwiefern spielen digitale Techniken eine Rolle in Deiner Arbeit?
Ich habe mich nie gescheut, digitale Technologien in meine Arbeit einzubeziehen. Ich habe mit analoger Fotografie angefangen und es ist einfach immer noch das, was ich am besten kenne. Mehr denn je versuche ich jedoch, digitale Techniken in meine Arbeit aufzunehmen. Ich fotografiere und/oder drucke analoge Drucke gerne digital und umgekehrt. Beides hat seine eigenen Vorteile und einzigartigen Aspekte und ich kombiniere es so, wie es mir passt.