5 Fragen an Ernst Caramelle
Realität oder Illusion? Der Österreichische Maler Ernst Caramelle schafft in seiner Einzelausstellung mit raffinierter, farbiger Wandmalerei neue Räume. Der Idee der Konzeptkunst folgend, entsteht das fertige – meist ironische und poetische – Werk erst in der Wahrnehmung der Betrachter*innen.
Der 1952 in Tirol geborene Künstler Ernst Caramelle ist ab Sonntag, den 13. Mai mit seiner Einzelausstellung „Very angenehme Konzeptkunst“ im Marta Herford zu sehen. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet eine eigens für das Museum konzipierte großflächige und auf den ersten Eindruck rätselhafte Wandmalerei, die sich je nach Standpunkt der Betrachter*innen verändert. Während seiner Arbeit vor Ort hatte ich Gelegenheit ihm die folgenden Fragen zu stellen:
Deine kommende Ausstellung im Marta Herford „Ernst Caramelle — Very angenehme Konzeptkunst“ spielt schon im Titel mit der in den 196oer-Jahren entstandenen Gattung Konzeptkunst. Siehst Du Dich als klassischen Konzeptkünstler? Ist es Dir wichtig, dass die Besucher*innen Deine Kunst als „angenehm“ empfinden? Oder ist dies eher ein ironischer Untertitel?
Der Titel ist eher ironisch gemeint. Ob ich ein „klassischer Konzeptkünstler“ bin, kann ich nicht beurteilen.
Du hast einmal gesagt: „Alles ist in Wirklichkeit nicht wirklich!“ Was bedeutet Realität für Dich? Und ist es Dir ein Anliegen, die Betrachter*innen „in die Irre zu führen“ und ihnen überraschende, andere Realitäten zu eröffnen?
Das Verhältnis von Wahrnehmung und Realität hat mich schon frühzeitig beschäftigt und wirft immer wieder neue Fragen auf.
Viele Deiner Werke bedürfen eines zweiten Blicks. Erst durch ganz genaues Hinschauen eröffnen sich weitere Ebenen. Welche Rolle spielt dieses Spannungsverhältnis zwischen der Einfachheit der Farbfelder auf der einen Seite und der Komplexität der Formanordnung und Ebenen auf der anderen Seite?
Dieses Spannungsverhältnis spielt eine große Rolle in meiner Arbeit: einen komplexen Gedanken in eine einfache Form zu verwandeln.
Würdest Du uns bitte mehr über den Entstehungsprozess Deiner Wandmalereien erzählen. Gerne am Beispiel des Werks im Marta Herford. Wie genau verlaufen die Planungsphase und die anschließende Realisation vor Ort?
Meistens entstehen die Wandmalereien in direktem Bezug zur räumlichen Situation, sie nehmen vorhandene Proportionen auf und sind dadurch nur vor Ort zu erleben. Es gibt aber auch Ausnahmen wie in Herford, wo ein neuer Raum gebaut wird, um eine bestimmte Idee zu realisieren, die in gewisser Weise übertragbar ist.
In Deinen Wandmalereien scheinen die Grenzen zwischen Raum und Malerei zu verschwimmen. Welche Rolle spielt der die Architektur des Ausstellungsraums? Hast Du ein besonderes architektonisches Interesse?
Architektur hat mich schon seit meinem Studium sehr interessiert. Die Auseinandersetzung mit der Ausstellung meiner Arbeiten und die malerischen Eingriffe in den unterschiedlichsten Räumen sind immer wieder eine Herausforderung.