5 Fragen an Marie Nasemann
„Irgendwann habe ich mich beim Einkaufen einfach nicht mehr gut gefühlt“, schreibt Model und Schauspielerin Marie Nasemann, u.a. bekannt aus der TV-Sendung „Germany’s next Topmodel“, auf ihrem Blog, der sich mit fairer Mode und nachhaltigem Lifestyle beschäftigt. Passend zum „9. RecyclingDesignpreis“ erzählt sie uns, wie es zu ihrem Umdenken kam und was jeder Mensch beim Shoppen beachten kann.
Warum beschäftigt Dich das Thema faire und nachhaltige Mode? Wie kam es zu Deinem Umdenken?
2013 ist die Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch eingestürzt. Über eintausend Menschen sind ums Leben gekommen. In dieser Fabrik wurde Kleidung für Marken genäht, die es in jeder deutschen Fußgängerzone zu kaufen gibt. Als ich die schockierenden Bilder im Fernsehen gesehen habe, hat sich bei mir ein Schalter umgelegt und ich wusste, es kommt für mich nicht mehr infrage, so maßlos weiter zu konsumieren wie bisher. Ich fing daraufhin an mich über den Herstellungsprozess von Kleidung zu informieren und nach fairen und nachhaltigen Labels zu suchen. Das war natürlich erstmal ganz schön tricky, weil das Thema echt komplex ist. Irgendwann hatte ich aber ein ganz beachtliches Repertoire an Marken beisammen und wollte mein Wissen mit Menschen teilen. Daraus resultierte konsequenterweise dann mein Blog über umweltbewusste und faire Mode und einen nachhaltigen Lifestyle.
Als Model reist Du um die Welt und trägst die schönste Designerkleidung. Wie lässt sich Dein Beruf in der Modeindustrie mit dem Thema faire und nachhaltige Mode in Einklang bringen?
Um die ganze Welt muss ich zum Glück nicht mehr reisen, um zu arbeiten. Die meisten Aufträge habe ich in Deutschland. Dennoch spielt für mich auch da die Art der Fortbewegung eine große Rolle. Innerhalb Deutschlands versuche ich, wann immer es geht, die Strecken mit der Bahn zurückzulegen. Ganz selten muss ich aus Zeitgründen doch mal fliegen. Was die Mode angeht, ist es oft ein schwieriger Spagat. Wenn ich für ein Modemagazin shoote, spreche ich vorher mit den Stylist*innen und schicke ihnen eine Liste meiner liebsten fairen Designer*innen, in der Hoffnung, dass möglichst viele meiner vorgeschlagenen Brands organisiert werden. Das klappt leider nicht immer, aber immer besser. Was natürlich auch daran liegt, dass es immer mehr spannende, faire Brands gibt.
Welche Tipps gibst Du denjenigen, die fairer shoppen möchten?
Ich rate dazu, sich nicht zu übernehmen und zu schnell zu viel zu wollen. Das führt nur zu Frustration und Aufgeben. Man sollte nicht seine komplette Garderobe gegen eine neue, faire austauschen, denn das wäre auch nicht sehr nachhaltig. Besser ist es, die Kleidung, die man bereits hat, zu hegen, zu pflegen und auch mal umändern oder reparieren zu lassen. Und wenn man dann doch mal etwas Neues braucht, rate ich zu fairen und nachhaltigen Basics, die sich mit vielem kombinieren lassen. Wenn man etwas besonders Ausgefallenes sucht, kann man auch mal einen Blick in den Vintage Store um die Ecke werfen. Und man sollte auf jeden Fall Fehlkäufe vermeiden. Also lieber eine Nacht drüber schlafen und überlegen, ob man das Teil wirklich braucht, anstatt irgendwas im Sale zu kaufen, das eigentlich gar nicht dem eigenen Stil entspricht.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft der Modeindustrie?
Ich wünsche mir, dass endlich viel mehr große Marken ihre Strukturen umstellen und ihre Arbeiter*innen fair entlohnen. Außerdem sollte das Bewusstsein darüber, wie groß der Einfluss der Modeindustrie auf z.B. Umweltverschmutzung und die Klimakrise ist, viel mehr in den entscheidenden Köpfen ankommen. Große, aber auch kleine Modeunternehmen dürfen ihre Verantwortung nicht länger ignorieren bzw. abschieben. Wenn die Marken ihre Strukturen nicht ändern, wonach es gerade aussieht, sollte ein korrekter Umgang mit dem Planeten und mit allen Beteiligten der Industrie von Baumwollplantagenarbeiter*innen bis zu Näher*innen mit verpflichtenden Gesetzen geregelt werden. Diese lassen leider immer noch auf sich warten…
In der Marta-Ausstellung zum „9. RecyclingDesignpreis“ werden auch einige Projekte zum Thema nachhaltige Mode gezeigt. Welchen Beitrag können Ausstellungen wie diese Deiner Meinung nach leisten?
Einen sehr großen, denn eine Ausstellung in einem Museum erreicht nochmal ein ganz anderes Publikum als beispielsweise mein Instagram Account oder der Blog. Und ich denke jetzt nicht nur an ältere Menschen, für die das Thema Recycling vielleicht Neuland ist, sondern zum Beispiel auch an Schulklassen, die später im Unterricht über die Themen der Ausstellung diskutieren. Ich finde das großartig, dass Ihr mit dem RecyclingDesignpreis und mit der Ausstellung diesem Thema eine Plattform gebt. Weiter so!
One Reply to “5 Fragen an Marie Nasemann”
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Ich denke das Thema Recycling ist für ältere Menschen kein Neuland, denn ich weiss, dass viele Papiertüten und Verpackungen reinigen und mehrmals nutzen; viele nutzen den Schuster, statt neu zu kaufen. Es wird in der älteren Generation mehr repariert statt neu gekauft. Ansonsten sehr gute und wertvolle Tipps!