Marta hört Stimmen: „Die Kunst, Striche spazieren zu führen“
Gezeichnete Astronauten, Fabelwesen, gotische Kirchen, Außerirdische und eine Bohrinsel tummeln sich derzeit auf der Museumswand im Marta Herford. Doch warum?
Im Normalfall sind die Wände eines Museums Künstler*innen vorbehalten. Deren Werke werden darauf präsentiert und von den Menschen angeschaut. Das Marta hat mit dieser Tradition gebrochen und seine Wände für das Publikum frei gemacht: Zurzeit sind darauf Zeichnungen der Museumsbesucher*innen zu sehen und das in einem ganz besonderen Raum inmitten der aktuellen Ausstellung „Trügerische Bilder – Ein Spiel mit Malerei und Fotografie“. Die Zeichnungen sind Teil der „Insel im Marta“, eine spannendes Projektes, das in Zusammenarbeit mit dem belgischen Künstler Adrien Tirtiaux entstanden ist.
Auf der „Insel im Marta“
Die „Insel im Marta“ ist ein speziell konzipierter Ort, an dem die Besucher*innen selbst aktiv werden können. Adrien Tirtiaux hat in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen der Bildung und Vermittlung und dem kuratorischen Team des Museums einen Raum geschaffen, der zum Ausprobieren der eigenen Kreativiät anregt. Er trägt den bezeichnenden Titel „Der Schattentempel“. Von der Decke hängen Zeichenstifte, mithilfe derer man vom Künstler ausgewählte Lichtprojektionen an die Wand zeichnen kann. So hinterlassen viele Besuchende momentan ihre Spuren und arbeiten an einem Gemeinschaftsprojekt, das zeitlich versetzt durch die Mithilfe vieler Hände entsteht.

„An die Stifte, fertig, los!“
So viele unterschiedliche Menschen arbeiten mit ihrer ganz eigenen künstlerischen Handschrift an diesem Vermittlungsprojekt und schaffen so ein Werk, welches durch das verbindende Element der Linie in eine beeindruckende Einheit mündet. Das Ergebnis bleibt über diese Ausstellung hinaus erhalten und wird Teil des dritten Kapitels der „Insel im Marta“, die Adrien Tirtiaux für die nächste große Schau im Herbst noch einmal umgestaltet. Die Wandzeichnungen bilden dann die Kulisse für den partizipativen Raum der Ausstellung „Look! – Enthüllungen zu Kunst und Fashion“.


„Hinterm Horizont geht‘s weiter…“, weiß nicht nur Udo Lindenberg
An der von Adrien Tirtiaux angelegten Horizontlinie orientieren sich die Zeichnungen der Besucher*innen. So ergeben sich interessante Perspektivsprünge und Überlagerungen zwischen den einzelnen Elementen. Die Ligne claire ist das formale Hauptelement, das der Künstler auch in seinen Comic-Werken nutzt, um Striche zu lebendigen Linien und damit zu Figuren werden zu lassen. Für das Marta Herford hat er eigens Grafiken in diesem Stil gestaltet, die seine verschiedenen Inselentwürfe zeigen.

„Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen.“ – Paul Klee
Ich gehe immer wieder gerne in diesen Raum und staune über das, was die Besucher*innen an den Wänden gestaltet haben. Die einfache Linie ermöglicht ein solch tolles Projekt. Künstler*innen wissen schon länger um ihre Ausdruckskraft, denn in Kunstwerken werden mit Dinge, Landschaften, Menschen oder andere Wesen, ja ganze Welten durch sie lebendig.

„Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen“, sagte einst Paul Klee. Was diese Kunst bedeutet, führen die Aktionen der Besucher*innen derzeit eindrucksvoll vor Augen, wenn sie Astronauten, Fabelwesen und Außerirdische lebendig werden lassen.
Danke Adrien Tirtiaux für diese wunderschöne Idee auf der „Insel im Marta“, die Kunst und Besuchende miteinander und untereinander verbindet!
2 Replies to “Marta hört Stimmen: „Die Kunst, Striche spazieren zu führen“”
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Super tolle Idee! Wie lange gibt es die Aktion noch? Ich würde gerne meinen Teil dazu beitragen 🙂
Die Ausstellung „Trügerische Bilder“ läuft noch bis zum 15. August. Für die kommende Ausstellung „Look! Enthüllungen zu Kunst und Fashion“ (ab 04. September) wird sich die Insel im Marta dann in einem neuen (Mitmach-)Gewand präsentieren!