Ich konsumiere, also bin ich!? – Gedanken zum 8. RecyclingDesignpreis
Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und Wiederverwertung: Diese Themen sind in unserer heutigen Konsumgesellschaft zwar durchaus präsent, aber auch ausreichend genug? Ob nun unsere Ernährung, Mode oder Art zu wohnen, überall wird uns das Höher, Weiter und vor allem Mehr suggeriert.
In der scheinbar endlosen Konsumschleife verdrängen wir oftmals unbedacht eines der zentralen Probleme unseres noch jungen Jahrhunderts. Doch wie hart sollte jede*r Einzelne mit sich und seinen Verhaltensmustern ins Gericht gehen? Wie kann ich mich persönlich nachhaltig verhalten? Was kann ich dazu beitragen, dass die Umwelt nicht noch zusätzlich belastet wird? Der inzwischen zum achten Mal verliehene RecyclingDesignpreis zeigt nicht nur prämierte Beiträge auf dem Gebiet des nachhaltigen Designs. Die dazugehörige Ausstellung gibt diesen zentralen Themen und Fragestellungen zusätzlichen Raum und inspiriert die Besucher*innen zu einem neuen Umgang mit alten Dingen.
Mit der kurzen Vorstellung des Erst-, Zweit- und Drittplatzierten folgt nur ein selektierter Einblick in die durchaus weit umfassende Werkauswahl des am kommenden Sonntag endenden 8. RecyclingDesignpreises.

Teppich aus Meeresmüll
Der diesjährige Sieger des RecyclingDesignpreises, Sep Verboom, thematisiert mit seinem „ROPE rug“ die wachsende Meeresverschmutzung. Der flachgewebte Teppich besteht aus recycelten Schiffsseilen und ist für den Innen- und Außenbereich geeignet. Obwohl der Teppich laut Verboom von mikroskopisch kleinen Meeresorganismen und ihren subtilen Unvollkommenheiten inspiriert wurde, hat die Optik doch etwas Ganzheitliches und erscheint gerade in ihren Details absolut strukturiert und nahezu makellos. Das Besondere am „ROPE rug“ ist die Symbiose zwischen hochaktuellem Design und Nachhaltigkeit, welche auf den ersten Blick zwar die Qualität, aber nicht die Herkunft des Werkes offenbart.

Fliesen aus Altglas und Ziegelsteinen
Die zweite Platzierung „Shards“ sind Lea Schückings Antwort auf die Verschwendung und Kurzlebigkeit im Wohnungsbau. Hergestellt aus Altglas und Ziegelsteinen bildet jede einzelne Fliese, auf Basis unterschiedlicher Möglichkeiten an Farben und Oberflächen, ein absolutes Unikat. Mal offenporig oder geschlossen, glatt oder rau und in schönen Farbtönen von beige bis grün, erzeugen die Fliesen eine ruhige und dennoch lebendige Ästhetik.

Mode für Menschen mit Sehbehinderung
Die außergewöhnliche Modekollektion von Anna Sophia Flemmer. „SAME:SAME“ hat nicht nur eine Dopplung im Namen, sondern bedient sich auch gleich zwei fundamentaler Themen: Nachhaltigkeit und die Auseinandersetzung mit einer Erleichterung des Alltags für Menschen mit Beeinträchtigungen. Flemmers 13-teilige Kollektion besteht nicht nur aus recycelten Materialien, sondern wurde auch besonders umweltschonend hergestellt. Menschen mit Sehbehinderung wird der Umgang mit den Kleiderstücken durch Pflegehinweise, als Lasercutouts lesbar in Braille-Schrift, erleichtert. Zudem ist die Kleidung wandelbar und somit besonders alltagstauglich. Durch den futuristisch anhauchenden Style bietet die Kollektion eine perfekte Verbindung von Funktionalität und Design.
Der 8. RecyclingDesignpreis
Der internationale Wettbewerb widmet sich bereits seit 2010 neuen Entwicklungen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Design. Designer*innen hauchen auf besonders kreative und funktionale Weise Weggeworfenem neues Leben ein. Oftmals entstehen dadurch Serienproduktionen, die später käuflich erworben werden können. Damit befinden wir uns erneut in der benannten Konsumschleife. Sollten wir uns grundsätzlich weitestgehend vom Konsum verabschieden? Initiativen wie der RecyclingDesignpreis zeigen Möglichkeiten auf, verantwortungsvoller mit unserem Konsum umzugehen. Die Ausstellungsbesucher*innen werden immer wieder auch auf ihr eigenes Verhalten gestoßen. Und wenn dies Früchte trägt – umso besser!