Krisenerprobter Museumsnachwuchs: Volontariate in Corona-Zeiten
Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung treffen nicht zuletzt den Kulturbereich hart. Als Volontärin am Marta Herford fragte ich mich: Wie ergeht es anderen Volontär*innen in der aktuellen Situation und wie gestaltet sich die Ausbildung in der Krise?
Das Wort „Lockdown“ ist derzeit wohl jedem bekannt. Auch die Kulturbranche trifft die Einschränkung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hart. Theater, Konzerthäuser, Museen und viele weitere Einrichtungen des kulturellen Lebens mussten schließen, viele Jobs gingen verloren oder stehen auf unsicherer Basis. In diesen Krisenzeiten seine Ausbildung zu starten, ist nicht leicht, das erlebte ich selbst und das berichteten mir auch andere Volontär*innen. In Vorbereitung dieses Beitrages habe ich meine Volontärskolleg*innen aus dem Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ zu ihren Erfahrungen in der aktuellen Situation befragt.
Mit dem ersten Lockdown in die Ausbildung
Sechs meiner 25 Kolleg*innen aus dem Netzwerk der Forschungsvolontäre begannen im Februar und März vergangenen Jahres ihre Ausbildungen, also direkt mit dem ersten Lockdown. Es war kaum Zeit, die neue Arbeitsstätte und das Team kennenzulernen, da ging es für viele bereits in die Betriebsferien und die Kurzarbeit. Von letzterer waren die Volontär*innen zwar zumeist ausgenommen, trotzdem war der Arbeitsalltag ein völlig anderer und die Ausbildungspläne mussten angepasst werden. Erst im Sommer konnten wir dann den Betrieb eines geöffneten Museums kennenlernen, was jedoch mitnichten dem Regelbetrieb entsprach, auch nicht hinter den Kulissen. Ständig mussten neue Konzepte erdacht, neue Medien erschlossen und Hygienekonzepte erstellt werden.
Nun haben wir Volontär*innen des Förderprogramms den Vorteil, neben der Ausbildung an unseren ganz eigenen Projekten an den Sammlungen der Museen zu arbeiten. So wäre es einigen von uns rein theoretisch möglich, einige Wochen ein Eremitendasein in der hauseigenen Sammlung zu führen und zu forschen. Doch dies ist wohl wenig mit den Anforderungen und Erwartungen an ein Volontariat zu vereinbaren, sollen doch die Abläufe und Strukturen eines Museums kennengelernt werden und das Mitarbeiten in verschiedenen Abteilungen erfolgen.
Der Kontakt fehlt
Vor allem der eingeschränkte und teils sogar fehlende Kontakt zu den Kolleg*innen am eigenen Haus ist etwas, das wir allgemein am schmerzlichsten vermissen. Zwar kann auch mit Externen nicht unbedingt physisch Kontakt aufgenommen werden, doch sind solche Kontakte per Telefonat und Videokonferenz noch gut auszugleichen. Am eigenen Arbeitsplatz im Kontakt mit dem Team eingeschränkt zu sein, war und ist schon ein gravierenderes Problem. Insbesondere die Volontär*innen, für deren Projekte ein abteilungsübergreifendes Zusammenarbeiten essentiell ist, fühlten sich deutlich eingeschränkt. Es ergaben sich aber auch ganz praktische Probleme. So war die Ausnahme von der Kurzarbeit nicht in jedem Hause sichergestellt und auch das mobile Arbeiten oder Home Office musste vielerorts erst vorbereitet und technisch möglich gemacht werden.
Bezogen auf die eingeschränkten Kontakte liegt in der Natur des Förderprogramms ein großer Vorteil. Wir haben dort den Luxus, ein gut funktionierendes Netzwerk „all inclusive“ zu unseren Stellen dazu bekommen zu haben. Wir sind über verschiedene Kanäle und Tools miteinander vernetzt und können stets unsere Erfahrungen austauschen, Veranstaltungshinweise teilen und Kontakte vermitteln. Für uns, von denen einige sogar direkt aus der Uni in das Volontariat und damit in das Arbeitsleben starteten, war dieses Netzwerk ein großer Gewinn und etwas, das andere Volontierende derzeit vermissen mögen.
Risiko und Chance
Eine Volontärskollegin fasste es wunderbar mit der Feststellung zusammen, dass die jetzige Situation sowohl ein Risiko als auch eine Chance darstellt. Risiko, das ist eine verständliche Einschätzung, aber wo liegt die Chance?
Corona brachte ganz eindeutig unsere Volontariate aus dem Gleichgewicht und stellte die Institutionen, an denen wir arbeiten, sowie uns selbst vor teils unerwartete Herausforderungen. Doch eben darin liegt auch die besagte Chance. Wir erleben unsere Ausbildung in einer Umbruchszeit. Nach der Pandemie wird – egal ob es sich der ein oder die andere nun wünschen mag – nicht alles so wie früher sein, dann herrscht das „neue Normal“. Wie das aussieht weiß keine*r, aber wir können seine Gestaltung im Kulturbereich miterleben und es sogar selbst mitgestalten! Außerdem durften wir das Krisenmanagement im Kulturbereich aus erster Hand beobachten. Ob wir es in Zukunft genauso machen würden? Nun, das ist dann wohl eine andere und auch ganz individuelle Frage.