Kunstevolution mit Dirk Braeckman
Die Fotografien von Dirk Braeckman eröffnen eine Welt zwischen Wirklichkeit und Illusion. Für die Ausstellung „Trügerische Bilder – Ein Spiel mit Malerei und Fotografie“ hat der belgische Künstler eine 4 x 12 Meter große Tapete für die geschwungenen Wände der Gehry-Galerien konzipiert.
Charakteristisch für Braeckmans Fotografien ist eine Oberfläche, die in ihrer Textur nahezu samtig erscheint. Für die Tapete hat er daher Japanpapier gewählt, das eine ähnlich weiche Materialität vermittelt. Mit einem speziellen Drucker wird das Bild, das zuvor in der Dunkelkammer entwickelt und im Anschluss digitalisiert wurde, auf die Tapete gedruckt.
Frank Gehry, der Architekt des Museums Marta Herford, hat den Neubau der Galerien wellenförmig um die alte Näherei angelegt. Dabei verlaufen die Bewegungen sowohl nach innen als auch nach außen gewölbt, weshalb es nicht leicht ist, eine Wandtapete anzubringen. Um diese gerade zu platzieren, hat Dirk Braeckman das Motiv vorab in einzelne Bahnen unterteilt.
Zunächst wird das Papier mit Wasser besprüht, um es gleichmäßig anzufeuchten, bevor es mit dem nassen Kleister in Berührung kommt. So bleibt die Oberfläche ebenmäßig.
Von der Mitte ausgehend werden dann die einzelnen Bahnen mit besonders haftendem Kleister an die Wand gebracht und dabei nach Augenmaß passgenau zueinander ausgerichtet. Beim Auftragen des Kleisters werden die Außenseiten der Bahnen ausgespart, da sie sich aufgrund der geschwungenen Wandform mit dem daneben liegenden Tapetenstück überlagern und später entfernt werden müssen.
Sobald alle Bahnen an der Wand angebracht sind, beginnt die Phase, bei der größte Sorgfalt und viel Fingerspitzengefühl gefragt sind. Denn nun müssen die überstehenden Teile mit dem Cutter gerade und mit wohlplatziertem Schnitt abgetrennt werden.
Zu guter Letzt werden die Außenkanten der Tapetenbahnen sorgfältig geleimt und fest angedrückt, sodass sie nur noch bei genauem Hinsehen aus nächster Nähe sichtbar sind.
Das Motiv zeigt einen Innenraum, der jedoch durch die Reflexion auf der Oberfläche fast unkenntlich gemacht wurde. In der Dunkelkammer hat Dirk Braeckman das Bild während des Entwicklungsprozesses noch mal abfotografiert, wodurch sich das Blitzlicht und die Präsens des Künstlers in die Darstellung eingeschrieben haben.