Marta hört Stimmen… von der neuen Künstlerischen Direktorin Kathleen Rahn
Die Zukunft des Marta Herford wird ab Februar 2022 von Kathleen Rahn als neue Künstlerische Direktorin aktiv gestaltet. Einen ersten Einblick gibt sie in diesem Gespräch.
Das Marta Herford ist ein Museum mit internationaler Strahlkraft, das sich auf die zeitgenössische Kunst fokussiert hat und immer wieder auch auf die Überschneidungen zu Architektur und Design geschaut hat. Kannst Du uns schon etwas zu Deiner Vision für die Zukunft dieser Institution erzählen?
Das Marta Herford ist mit seiner herausragenden Architektur besonders inspirierend und ich freue mich sehr, an die Arbeit meiner beiden Vorgänger anzuknüpfen, durch deren Leistung, mit der Unterstützung des gesamten Teams, das Haus ein breites internationales Renommee genießt – denn hierfür reicht ein Gebäude allein nicht aus. Natürlich möchte auch ich die Grundidee des Marta nutzen und interdisziplinär denken. Ich interessiere mich für inhaltliche Fragen von gesellschaftlicher Tragweite, die für alle genannten Bereiche relevant sind, da jedes Design, jedes Kunstwerk und jede Architektur in ihrer Zeit und nicht im luftleeren Raum entsteht.
In Deiner Tätigkeit in Hannover hast Du sehr viel Wert auf die Vermittlung gelegt. Wie siehst Du diesen Bereich für das Marta und was würdest Du gerne konkret angehen?
Die Vermittlungsarbeit ist ein sehr breites Feld und ein immer wichtiger gewordener Aufgabenbereich von Kunstinstitutionen generell. Das Marta leistet auf diesem Gebiet bereits hervorragende Arbeit. Ich freue mich darauf, die bestehenden Formate näher kennen zu lernen und dann auch neue Impulse zu setzen, um die Teilhabe an der Kunst weiter breit aufzustellen und die hier gezeigten Inhalte in verschiedenen Formen zu vermitteln.
Das Digitale hat im Marta vor allem in der Kommunikation einen hohen Stellenwert. Wie siehst Du Möglichkeiten und vielleicht ja auch Risiken der digitalen Kunstvermittlung?
Die Zahl der Instagram-Follower und überhaupt die vielseitigen digitalen Angebote sind beachtlich, dazu gratuliere ich allen, die dazu beigetragen haben. Darüber hinaus finde ich es spannend zu überlegen, wie wir künftig, auch über die pandemischen Zeiten hinaus, Angebote entwickeln können, die ohne den zentralen physischen Besuch dazu führen, dass wir miteinander reden, dass Diskurse stattfinden und dass die Vermittlung von Kunst ebenfalls auf partizipatorischer Ebene stattfindet, um die Programmatik des Hauses vertiefend zu diskutieren.
Auf was freust Du Dich bei Deiner neuen Aufgabe im Marta Herford besonders?
Ich kann es gar nicht abwarten, alle Räume des Marta Herford zu erkunden und insbesondere die vielen Räume, die man als Besucher*in nicht sieht, kennenzulernen. Wie mir Roland Nachtigäller einmal erzählte, befinden sich hinter den Wänden der Ausstellungsräume noch enorme Volumina, die notwendig waren, um die innere Form ganz anders zu gestalten, als man es von der äußeren Ansicht erwarten würde. Das halte ich für enorm faszinierend und phantasieanregend. Zudem freue ich mich extrem darauf, die hauseigene Sammlung zu sichten und überhaupt mit einer Sammlung zu arbeiten, um darüber nachzudenken, wie sich diese kontextualisieren und erweitern lässt. Ich möchte Ansätze für weitere Strategien in diesem Kontext entwickeln. Zunächst liegt es mir jedoch besonders am Herzen, vor allem das großartige Team kennen zu lernen. Ich freue mich darauf, mich von vielem und vielen überraschen zu lassen!
Welche Wünsche hast Du für die Zukunft des Museums Marta Herford?
Ich wünsche dem Marta Herford, dass es frei, lebendig und aufregend ist und bleibt und dass es seine breite Akzeptanz immer behalten wird, morgen und auch in 100 Jahren.
Auf welche Deiner Erfahrungen und persönlichen Fähigkeiten vertraust Du besonders für die neuen Aufgaben im Marta Herford?
Eigentlich habe ich mich immer auf meinen Instinkt durch meine Begeisterung für die Kunst verlassen können. Darüber hinaus mag ich Menschen und interessiere mich für andere und liebe den Diskurs. Über die letzten zwanzig Jahre habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die für mich aber immer wieder hilfreich waren; beispielsweise beim Improvisieren, was ich schon in frühen Jahren in der Musik kennen und schätzen gelernt habe.