#Martabrichtaus
Der Marta-Blog geht offline! Ja, heute am Tag nach der Eröffnung unserer spektakulären Ausstellung „Der fremde Raum“ machen wir hier das Licht aus. Diesen Entschluss haben die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und der Künstlerische Direktor vor einigen Tagen gefasst.
Wie es dazu kam? Dekonstruktion, Neuerfindung, die Energien, die bei einer zerstörerischen Explosion freigesetzt werden, um etwas Neues aus dem zersprengten Alten zu schaffen – das waren in den Vorbereitungen für „Der fremde Raum“ omnipräsente und vieldiskutierte Themen. Den an der Ausstellung beteiligten KünstlerInnen wurden dabei nahezu keine Grenzen gesetzt, mit allen Mitteln haben wir versucht, ihre Visionen umzusetzen. Dabei waren es in der Tat höchst ungewöhnliche, fast schon unmögliche Ideen, wie beispielsweise Teile des Daches in einem der Ausstellungsräume freizulegen und in schwindelerregender Höhe eine Skulptur zu installieren. Nicht nur, dass uns das zeigte, was schrankenloses Denken ermöglichen kann, wie aus dem Zerlegen und Reflektieren Neues entstehen kann, sondern es erinnert uns auch an eine der Kernkompetenzen des Museums – das kritische Hinterfragen und Beleuchten der eigenen Arbeit.
Nach eineinhalb Jahren Marta-Blog hat sich die Onlinewelt – das ist keine weltbewegende Erkenntnis – rasant weiterentwickelt, der schnelle Wandel macht aber auch einen erheblichen Teil ihres Reizes aus. Vor eineinhalb Jahren kämpften Kulturblogger um Anerkennung und Gleichstellung mit „analogen“ Journalisten, Museumsblogs mussten darum ringen notwendige Ressourcen in ihr Projekt investieren zu können. Mittlerweile ist beides glücklicherweise nahezu selbstverständlich geworden – wenn auch hier und da noch immer Diskussionen geführt werden, um Onlineaktivitäten nachhaltig in die Strukturen eines Museums- oder Kulturbetriebs zu implementieren. Lange standen diese zu führenden Kämpfe im Fokus, nun endlich können, wie so lange eingefordert, die Inhalte an erster Stelle stehen! Zu beklagendes Opfer dieser Entwicklung ist der aufrührerische Kampfgeist, der für immer neue Diskurse und Ansätze sorgte.
Konzentrierte Auszeit
Aktueller ist die Entwicklung dahingehend, dass die Kommerzialisierung, die in der Onlinewelt schon immer Thema ist, verstärkt auch den kulturellen Sektor betrifft und in wenigen Fällen eine mit großen Budgets unterfütterte strategische Professionalisierung nach sich zieht. Die viel zitierte Schere öffnet sich weiter. Hinzu kommt die sich deutlich verschärfende Anwendung verschiedener Urheberrechte, die mittlerweile fast schon die Einrichtung hauseigener Rechtsabteilungen notwendig macht. Wie also soll es weitergehen? Wie bleibt man der Kunst stets nahe, aber zugleich auch dem Besucher, dem Follower? Wie agiert man klug, ja, auch erfolgreich, fair und trotzdem charmant, persönlich, unerwartet und vor allem nicht stromlinienförmig durchdesignt?
Unser „Steckerrausziehen“ – hier ist also die Auflösung – ist daher mitnichten endgültig, sondern temporär! Und ein deutliches Statement! Einen Monat nehmen wir uns die Zeit, uns, die Inhalte, die Geschichten und den Blick auf die Kunst neu zu sortieren. Und dann sind wir kraftvoll und energiegeladen wieder da! „Content-Relaunch“ heißt das Stichwort: Die Form bleibt wie gehabt, aber die Inhalte sind neu fokussiert. Uns interessiert diesmal nicht der Lack (denn der ist noch lange nicht ab!), sondern die tragende Substanz.
(Er)Neuerungen
Und nur wenn wir aus der Blase verschwinden, haben wir wieder die Möglichkeit unseren Blick neu auszurichten. Ganz bewusst nehmen wir also diese Auszeit, um den steten Kommunikationsfluss, das Wettlaufen für den nächsten Blogbeitrag kurz zu verlassen und das Museum auch in seinem Onlineauftritt noch stärker als Experimentierfeld aufzustellen. Wir werden die Inhalte auseinandernehmen, zerpflücken, nach ihrer Berechtigung suchen und uns lustvoll auf den Prozess der Selbstbefragung einlassen. Und am 2.12. kehren wir dann zurück – wie, das wissen wir selbst noch nicht so genau, hoffentlich aber wie Phönix, vielleicht wie Don Qujotte oder wie Hans im Glück. Mit einem neuen Marta-Blog (der die nach wie vor großartige Grundlagenarbeit von Michelle van der Veen engagiert fortsetzt) und auch noch (endlich!) – mit neuer Homepage.
Bis dahin freuen wir uns auf Eure Anregungen, Ideen, Kritiken oder Impulse hier oder in den sozialen Medien unter dem Hashtag #Martabrichtaus.
Text: Roland Nachtigäller und Tabea Mernberger
7 Replies to “#Martabrichtaus”
Comments are closed.
„Ach du Schreck“, so mein erster Gedanke beim Überfliegen der ersten Zeilen. Dann leicht beruhigt, nehmt euch die Zeit zu reflektieren. Ich habe immer euren Mut geschätzt, Diskussionen einzugehen und querdenkerisch sowie hinterfragend zu sein. Bin gespannt, wie der Phönix erscheint – good luck und viel Inspiration!
Herzlich,
Tanja
Liebe Tanja,
vielen Dank für Deine guten Wünsche – wir sind auch gespannt, was in dieser Zeit und danach passieren und wo es uns hinführen wird!
Viele Grüße
Tabea
Team Marta! Danke für Euren Eigensinn.
Ich freue mich auf alles, was Ihr Euch einfallen lasst.
Hochachtungsvoll,
Wibke.
Liebe Wibke,
vielen Dank für die lieben Worte, ich glaube uns steht eine aufregende und interessante Zeit bevor 🙂
Viele Grüße
Tabea
Liebes Marta-Team,
ihr macht das genau richtig. Es ist ja tatsächlich nichts in Stein gemeißelt und gerade in den sich verändernden Kommunikationsbedingungen halte ich es für schlauer, sich nochmal genau zu fragen, was man eigentlich erreichen will. Vielleicht stellt ihr euch auch die Frage, ob es denn ein Blog sein muss oder ob nicht eher ein Magazin das bessere Format wäre.
Ich danke auf jeden Fall für den Austausch, den wir hier und auch auf anderen Kanälen hatten! Und sicher auch weiter haben werden!
Herzlichst
Anke