#MartaonTour in Nizza
Im vergangenen März führte mich eine Recherchereise nach Nizza. Anlass dafür war jedoch nicht die Côte d’Azur, sondern die Ausstellungeröffnung des österreichischen Künstlers Nikolaus Gansterer (*1974, lebt in Wien).
Zarte Töne und imposanter Brutalismus: Nikolaus Gansterer in der Villa Arson
Nikolaus Gansterer war für einige Monate zu Gast in der Villa Arson, die nicht nur eine staatliche Kunsthochschule, sondern auch ein bekannter Ort für internationale Stipendien ist.
Wie ein archaischer Tempel
Trotz sonnigen Wetters am Ankunftstag verweilte ich nicht am Wasser, sondern es ging direkt mit dem Bus weiter in Richtung Villa Arson. Nach einem steilen Anstieg stand ich vor dem denkmalgeschützten Bau von Michel Marot (*1926 in Troyes, FR) aus den 1960er Jahren. Hat man einmal das große Tor passiert, eröffnet sich eine eigene Welt ganz besonderer Art: So schuf der Architekt ein Labyrinth aus Beton und Kieselsteinen, das mit seinem wunderbaren Garten über verschiedene Ebenen an einen archaischen Tempel erinnert.
Verbindung aus Geschichte und Gegenwart
Die historische Villa mit rotem Anstrich wurde elegant in den Gebäudekomplex integriert. Von den Terrassen aus hat man einen herrlichen Blick auf Nizza und das Meer. Sehr besonders war auch die Unterbringung in dem kleinen Appartement, das ebenfalls die Handschrift des Architekten trägt und mit Möbeln bekannter Designer wie Konstantin Grcic oder George Nelson ausgestattet ist.
Zarte Töne von Nikolaus Gansterer
Neben der Kunsthochschule mit zahlreichen Werkstätten beherbergt die Villa Arson eine Bibliothek und ein Kunstzentrum (centre d’art). Hier konnte ich die neuesten Arbeiten von Nikolaus Gansterer sehen, die während des Aufenthalts entstanden sind. Unter dem Titel „Con-notations“ versammelte der Künstler Zeichnungen, Videos und Installationen. In seinem Werk erforscht er die Prinzipien der Wahrnehmung: Wie kann man das Vergängliche oder das Ungreifbare eines Gefühls notieren? Seine Zeichnungen dienen aber nicht nur der Fremd- und Selbsterkundung, sondern sie werden auch zu einem anregenden Denk- und Kommunikations-Tool und fordern andere zur Teilhabe auf. In Kooperation mit dem Philosophen und Klangarchitekten Alex Arteaga sowie der Choreografin Lilia Mestre, der Kunsthistorikerin Sophie Orlando und der Künstlerin Katrin Ströbel entwickelte er eine Installation, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen war.
Eine Entdeckung für die nächste Ausstellung
Die wunderbare Werkschau und die Gespräche mit Nikolaus Gansterer haben mich noch einmal bestätigt, dass sein Werk in unserer Herbstausstellung ebenfalls eine Rolle spielen soll. Für „Brisante Träume – Die Kunst der Weltausstellung“ wird der Künstler mit den Arbeiten des Tischlers und Pädagogen Hugo Kükelhaus (*1900 in Essen) konfrontiert, der die Besucher 1967 mit seiner besonderen „Schule der Sinne“ auf der Weltausstellung in Montreal begeisterte.
Imaginäre Landkarten
Eine weitere Entdeckung war auch die parallel eröffnete Präsentation mit Werken des italienischen Künstlers Gianfranco Baruchello Besonders beeindruckten mich die erfindungsreichen Malereien des über 90jährigen, die an imaginäre Landkarten erinnern und einen wunderbaren Dialog mit den Zeichnungen seines jüngeren Künstlerkollegen Nikolaus Gansterer entfesselten.
Neben weiteren Begegnungen mit den Professor*innen der Kunsthochschule und einer kuratorischen Kollegin aus Wien habe ich noch einige Ausstellungen vor Ort angesehen, bevor ich einen Tag später bei stürmischem Regen den Flieger wieder zurück nach Düsseldorf nahm.