Umgeben von De Stijl – 5 Fragen an Frau van Reijn-Rietveld
Immer wieder freuen wir uns, KünstlerInnen und Projektbeteiligte zu den Eröffnungen unserer Ausstellungen im Marta begrüßen zu dürfen. Der Besuch der Nichte von Gerrit Rietveld war allerdings ein besonderes Highlight in diesem Jahr, immerhin reiste sie im stolzen Alter von 93 Jahren zusammen mit ihrem Sohn und dessen Familie extra aus den Niederlanden an.
Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung „Revolution in Rotgelbblau“ erzählte uns Frau van Reijn-Rietveld Einiges über ihren berühmten Onkel und erkannte viele der im historischen Teil ausgestellten Möbel und Exponate wieder. Im Anschluss daran durften wir noch einige Fragen für unseren Blog stellen:
Als was für einen Menschen haben Sie ihren Onkel Gerrit Rietveld in Erinnerung?
Gerrit war ein stets pünktlicher und überaus genauer Mensch. Außerdem habe ich ihn als sehr liebenswürdig in Erinnerung.
Haben Sie ihn jemals während seiner Zeit im Rietveld-Schröder-Haus dort besucht? Wenn ja, wie haben Sie damals die Räumlichkeiten und das Interieur empfunden?
Das Rietveld-Schröder-Haus finde ich nach wie vor ein ganz fantastisches Bauwerk. Ich habe Gerrit oft dort besucht, so auch mit meinem Sohn Jan am Tag bevor mein Onkel verstarb. Gerrit feierte seinen 76. Geburtstag mit der Familie. Ohne dass wir es ahnen konnten, war dieser freudige Anlass gleichzeitig das letzte Mal, dass wir ihn alle sahen. Zu dieser Feier fällt mir eine kleine Anekdote ein, die gut beschreibt, wie Gerrit war: Mein Sohn war damals noch sehr jung und Truus (Truus Schröder Anm. der Red.) gab den Kindern Beeren zu essen, die allerdings sehr sauer waren. Vergeblich baten mein Sohn und die anderen Kinder um Zucker. Als Truus kurz den Raum verließ, gab Gerrit ihnen heimlich Zucker. So war er. Mein Sohn aß übrigens noch lange nach Gerrits Tod keine Beeren aus Angst, dass dann jemand anderes sterben würde. Wohl deshalb ist mir diese Erinnerung der Geburtstagsfeier bis heute im Gedächtnis geblieben.
Als Mitglied der De-Stijl-Bewegung war Gerrit Rietveld ein wichtiger Ideengeber. Marta Herford zeigt nun als einziges deutsches Museum eine Jubiläumsausstellung. Wie gefällt Ihnen diese Ausstellung?
Die Ausstellung im Marta Herford gefällt mir sehr gut, denn sie strahlt eine gewisse Ruhe und Friedlichkeit aus. Auch der Austausch zwischen Rietveld und dem Architekten des Museums, Frank Gehry, ist in meinen Augen gelungen.

Hat sich Rietvelds Design- und Architekturverständnis in irgendeiner Weise auf Ihr Leben und Wohnen ausgewirkt?
Wir wussten es als Kinder nicht besser und sind ganz selbstverständlich damit aufgewachsen. Ich habe immer inmitten von Rietveld-Möbeln gewohnt. Heute stehen beispielsweise noch seine berühmten Zick-Zack-Stühle um meinem Esstisch herum, die auch hier in der Ausstellung zu sehen sind. Zudem habe ich auch selbst einen Beistelltisch entworfen, dessen Design natürlich von Gerrits Designverständnis beeinflusst ist und gut zu seinen Möbeln passt.