5 Fragen an Jens Wolf
Das Zusammenspiel von einfachen geometrischen Formen, farbig reduzierten und dann wieder kraftvoll-leuchtenden Gemälden zeichnet das Werk des Künstlers Jens Wolf aus. 2008 war er das erste Mal im Rahmen der Ausstellung „Wenn ein Reisender in einer Winternacht: Variationen über Max Bill“ mit 5 Bildern im Marta zu sehen.
Jens Wolf lässt in seinen Werken bewusst Fehler zu, die die strenge Ästhetik der klaren Formen aufbrechen. In der Ausstellung „Risse in der Wirklichkeit“ werden Malereien zu sehen sein, die sich – mehr oder weniger konkret – auf Vorbilder aus der Kunstgeschichte stützen. Sie treten in einen Dialog mit den Arbeiten des britischen Künstlers Gavin Turk. Zudem entsteht eine neue temporäre Wandmalerei für die Ausstellung. Im Interview beantwortete Jens Wolf Fragen zu seinem Verständnis von Kunst und seiner Arbeitsweise.
Wie verlief Dein Weg zur Kunst?
Jens Wolf: In meiner Kindheit habe ich sehr gerne gezeichnet und gemalt, unter anderem auch deshalb, weil mir die Schule schwer fiel, das erstere aber nicht. Als Teenager fing ich an Musik zu machen, mehr im Funk Jazz- und Postpunk-Bereich. Als ich Ende der achtziger Jahre eine Ausbildung als Töpfer/Keramiker begann, habe ich in dieser Zeit mit Freunden auch Konzerte für einen Jugendclub in einer süddeutschen Kleinstadt organisiert. Darüber habe ich Musiker kennengelernt, die an der Kunstakademie Karlsruhe studierten und die mich ermutigt haben, mich dort auch zu bewerben. In diesen Jahren besuchte ich einige prägende Museumsausstellungen zwischen Basel und Köln. 1994 war ich dann Gasthörer bei Luc Tuymans und ein halbes Jahr später Student in der Klasse von Helmut Dorner an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.
Wie würdest Du den Aspekt der Aneignung in Deinem Werk beschreiben?
J. W.: Das erste Bild, das sich direkt auf ein Werk eines anderen Künstlers bezog, entstand 2002. Ein schwarzes Streifenbild von Frank Stella aus dem Jahr 1964. Dafür fragmentierte ich das Motiv auf eine unbehandelte Sperrholzplatte und beschädigte die Kanten der Holzplatte sowie die aufgemalten Streifen am linken Rand. Dies zusammen ergab eine bewusst gesetzte Komposition. So ist mein erstes Relikt der Hard-Edge-Malerei aus den sechziger Jahren entstanden. Es folgten weitere von Josef Albers, Jules Engel, Ilya Bolotowsky und zuletzt von Francois Morrellet. Ich möchte mit diesen Aneignungen auf meine Inspirationsquellen hinweisen und einen Ausschnitt der Geschichte der geometrischen Malerei aufzeigen. Am Ende machen die Aneignungen in meinem Werk maximal zwanzig Prozent aus.
Welche Rolle spielen dabei Humor oder Ironie?
J. W.: Spielen eher eine untergeordnete Rolle. Natürlich ist es lustig, wenn man die eher „streng“ angeordnete Serie „Homage to the Square“ von Josef Albers kennt, und diese meiner Reihe gegenübergestellt sehen würde, in der ich die Ausgangsbilder mit schräg in sich verschachtelten Rechtecken und umjustierten Farbwerten entsprechend umcodiert habe. Nennen wir sie „Homage to Josef Albers“.
Was macht in Deinen Arbeiten das Fehlerhafte, das „Rissige in der Perfektion“ aus?
J. W.: Indem ich die geometrischen Formen der kalten Abstraktion deformiert und fragmentiert auf meinen bevorzugten Bildträger, formatierte Sperrholzplatten, kollidieren lasse. Diese haben oft eine unruhige Maserung und abgenutzte Bild- und Farbkanten. Meine geometrischen Formen sind zum Teil mehr oder weniger dekonstruiert. Dabei ist die Grundskizze oft durch die sichtbar belassene Bleistiftzeichnung noch erkennbar. Die Form ist meist nicht komplett mit Farbe ausgefüllt, sondern erscheint abgesplittert oder abgerissen. Außerdem verrät der immer gleiche Abstand von kleinen Farbflecken zu einer Farbfläche, dass offensichtlich über die Tapes der abgeklebten Fläche versehentlich hinweggemalt wurde. Dies alles entsteht aus einem Unbehagen vor einer (fast) perfekten Form und bildet so einen wichtigen Anteil in meinen Kompositionen.
Welche Bedeutung hat der Betrachter in Deinem Schaffen und Verständnis von Kunst?
J. W.: Idealerweise werden Bilder angeschaut.
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