5 Fragen an Anna Vogel
Auf ihren Werken tanzen grelle Reflexe und leuchtende Partikel im Mond- oder Tageslicht: Anna Vogel, die aktuell in der Ausstellung „Im Licht der Nacht“ ausstellt, führt die Betrachter*innen an die Grenzen der Wahrnehmung. Wir haben mit ihr über ihre Kunst und die Macht der Nacht gesprochen.
Was verbindet Dein Werk mit dem „Licht der Nacht“?
Vor allem die Undeutlichkeit im Dunklen, die im Kontrast zum leuchtenden Hellen steht. Die Fantasie, die sich bis zum Fabulieren in Gang setzt, wenn wir nicht alles klar sehen, sondern nur erahnen können. Die Nacht in der Natur, in der es ein Leuchten geben kann ohne Elektrizität.
In Deinen Werken gehst du von Fotografien aus, bewegst Dich aber deutlich darüber hinaus. Wie lässt Du diese Muster und Strukturen in Deinen Bildern erscheinen?
In den im Marta Herford gezeigten Arbeiten zeichne ich mit Tusche über Fotografien oder ich trage die oberste Schicht des Papiers Linie für Linie mit einem Cutter ab. Beim Zeichnen benutze ich ein Lineal und arbeite mich horizontal über das Papier. Bei „New Cities“ kann man gut erkennen, wo ich diese Linien unterbreche, das Motiv im Hintergrund deutlicher durchscheint und ich dann den Stift wieder neu ansetze. Es entsteht ein System von Formen und Verbindungen auf der Oberfläche der Fotografie.
In Deiner Arbeit entwickelst Du Fotografien weiter bis zur Unkenntlichkeit. Was reizt Dich daran, die Sehgewohnheiten der Betrachter*innen auf die Probe zu stellen?
Ich finde, dass reine Fotografien meist recht schnell zu entschlüsseln sind, dem*der Betrachter*in reicht häufig ein flüchtiger Blick um die wichtigste Information zu erhalten. Das genügt mir als Künstlerin aber bei Weitem nicht – so versuche ich meine Arbeiten um verschiedene Ebenen wie ablesbare Zeit, Dreidimensionalität oder Abstraktion über den festgehaltenen Moment des „Es ist so gewesen“ weiter zu schreiben.
Was sagt Dir als Künstlerin mehr zu: der Tag oder die Nacht?
Der Tag! Ich liebe die Energie des Morgens und die Kraft des Mittags. Den Tag nutze ich so intensiv, dass ich oft abends schon total geschafft bin. Zurzeit lebe ich in den Bergen und diese sind nachts unglaublich machtvoll. Der Mensch hat dort nachts nichts verloren – das unterscheidet das Leben hier von dem Leben in der Stadt ganz stark.
Wenn Du Dir als Künstlerin etwas wünschen könntest, was wäre das?
Die Freiheit im Kopf aber auch finanziell, viel unterschiedlichere Lebenskonzepte umsetzen zu können.