5 Fragen an Daniel Muzyczuk
Daniel Muzyczuk, Ko-Kurator der Ausstellung „Tobias Zielony – Dark Data“, ist Chefkurator und Leiter der Abteilung für Moderne Kunst am Museum Sztuki in Łódź (PL). Zuvor war er Kurator des Museums für zeitgenössische Kunst in Torun (2008-11) sowie Co-Kurator des polnischen Pavillons der 55. Biennale von Venedig.
Daniel, erzähle uns ein bisschen von dir: Was sind deine Schwerpunkte und was interessiert dich als Kurator?
Ich bin Chefkurator am Muzeum Sztuki in Łódź und habe mich in der Vergangenheit mit Themen wie der Kultur der Underground-Musik im Ostblock beschäftigt. Aber ich habe auch zu Ausstellungshistorien modernistischer Sammlungen geforscht. Aktuell setzte ich mich mit der Kunstpolitik während der Transformationszeit in Osteuropa auseinander.
Als wir begannen, mit Tobias Zielony an dieser Ausstellung zu arbeiten, schlug er sehr bald vor, dich in das Projekt einzubeziehen. Was ist eure Verbindung?
Ich habe Tobias vor etwa 15 Jahren in Zielona Góra kennengelernt, wo er an einem seiner fotografischen Projekte arbeitete. Seitdem blieben wir in Kontakt und wurden Freunde. Die Ausstellung im Marta Herford war die erste Gelegenheit, bei der wir zusammengearbeitet haben, und ich bin sehr glücklich über das Ergebnis.
Was findest du an Tobias‘ Arbeit besonders interessant?
Ich finde die Arbeitsweise von Tobias sehr interessant, da sie sich von der Fotografie zu einer ganzen Reihe anderer Medien entwickelt hat. Und in seinen Arbeiten oszilliert es ständig zwischen Dunkelheit und Helligkeit, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem und der Frage, wie viele Daten man aus den verschiedenen Darstellungsformen gewinnen kann.
Einen Teil der Ausstellung, den wir mit dir entwickelt haben, war das Begleitprogramm, bei dem wir andere Künstler*innen einladen, auf die Werke von Tobias zu reagieren oder mit ihnen zu interagieren. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Wir werden Filme von Oleksiy Radynski – einen in Kiew lebenden Filmemacher und Künstler – vorführen, die sich hauptsächlich mit dem Stadtbild und dem öffentlichen Raum in Kiew beschäftigen. Es wird eine Dokumentation über Florìan Jurjev, den Architekten der berühmten fliegenden Untertasse, gezeigt. Aber es geht nicht nur um die Stadt selbst, sondern auch um die Untergrundkulturen dieser sehr lebendigen ukrainischen Szene. Wir haben zum Beispiel Yevgenia Belorusets, eine ukrainische Schriftstellerin und Künstlerin, eingeladen, ein spezielles Projekt für das Billboard zu entwickeln.

Wir haben uns gefreut, dich für diese Ausstellung an Bord zu haben! Was steht bei dir als Nächstes an? Gibt es irgendwelche Projekte, über die du gerne sprechen möchtest?
Ich veröffentliche demnächst bei Spector Books in Leipzig ein Buch über die Politik der Kunst während der Transformationszeit in Polen und Russland. Dabei geht es um Biografien von Künstler*innen, die sich rechten Ideologien angeschlossen haben. Es geht auch um die Rolle der neuen Spiritualität oder des Okkultismus innerhalb solcher Bewegungen.
Unter dem Titel „Kyiv as World and Representation“ präsentiert der Filmemacher Oleksiy Radynski am Mittwoch, 22.02., um 19 Uhr eine Auswahl seiner filmischen Arbeiten. Das anschließende Gespräch mit Daniel Muzyczuk vermittelt tiefere Einblicke in die Arbeit des Filmemachers. Der Filmabend findet im Rahmen der Ausstellung „Dark Data“ in englischer Sprache statt und kann im Livescreening vor Ort in der Ausstellung oder vom eigenen Bildschirm aus (per Zoom) verfolgt werden.