5 Fragen an Taiyo Onorato & Nico Krebs
Taiyo Onorato & Nico Krebs arbeiten als Künstlerduo und sind Teil unserer aktuellen Ausstellung „Momente der Auflösung“. Sie beschäftigen sich in ihren Werken mit den Möglichkeiten der Fotografie und hinterfragen auf sehr präzise und humorvolle Art das Verhältnis von Wirklichkeit und fotografischem Abbild.
Während des Aufbaus ihrer umfassenden Präsentation in unseren Gehry-Galerien konnte ich ihnen 5 Fragen stellen:
In einigen Eurer Werke lassen sich deutliche Bezüge zur Fotografiegeschichte entdecken. Diese fotografischen Vorbilder nehmt ihr als Ausgangspunkt, um sie zu bearbeiten und neu zu denken. Habt ihr einen Lieblingsfotografen oder eine Lieblingskünstlerin?
Da gibt es natürlich viele, aber es gibt auch Künstler die uns besonders geprägt haben. Zuerst würden wir Constantin Brancusi nennen, der mit seinen Rauminszenierungen und der Hinterfragung der Beziehung zwischen Objekt, Betrachter und Raum entscheidenden Einfluss auf die Kunstgeschichte hatte. Auch Gordon Matta Clarks brutale Eingriffe in die Architektur und das Bild haben uns sehr geprägt. Und als dritter John Divola, der den Raum oder das fotografische Bild mehr als Leinwand nutzt und dessen Arbeitsweise ein schrittweises Ausprobieren und Sichtbarmachen bestimmter Abläufe ist.
Ihr arbeitet auf ganz unterschiedliche Weise, reist monatelang durch andere Länder, arbeitet im Studio, experimentiert mit Materialien, baut Konstruktionen im Raum. Gibt es ein konkretes Konzept für jede neue Werkgruppe oder sind es eher spontane Ideen, die ihr umsetzt?
Es gibt immer einen Startpunkt, der die Arbeit definiert. Das kann z.B. eine lange Reise sein oder die Beschäftigung mit einem neuen Material, wie z.B. dem Direkt-Positiv Papier, welches wir für die Serie „Light of Other Days“ verwendet haben. Aber es wird erst dann richtig spannend, wenn man nicht weiß, wohin die Reise führt. Wenn das Resultat klar ist und wie man es erreicht, ist das langweilig. Wir überraschen uns beim Arbeiten selbst und kommen so auf Ergebnisse, die wir vorher nicht erahnt haben.
Ihr arbeitet konsequent mit analogen Mitteln. Welche Rolle spielt die Technik hinter der Fotografie für Euch?
Die Qualität einer Großformatfotografie ist immer noch unschlagbar. Aber auch der Kontrollverlust bei der analogen Fotografie ist ein wichtiger Punkt. Wenn wir reisen und fotografieren können wir mit der analogen Fotografie konzentrierter arbeiten ohne das Ergebnis die ganze Zeit schon zu sehen und auszuwerten. Ich zitiere da gerne John Cage, der sagte: „Don’t try to create and analyze at the same time“ (Versuche nicht etwas zu schaffen und es gleichzeitig zu analysieren). Die Distanz zwischen Aufnahme und dem Betrachten der Ergebnisse ist ein wichtiger Prozess. Wir konzentrieren uns auf den fotografischen Akt. Dabei geht es um die Grundpfeiler der Fotografie, das Aufdröseln von Prozessen und Techniken und deren Bewusstmachung. Wenn wir selber Konstruktionen bauen, sind wir auch immer diejenigen, die sie als erste fotografieren können.
Wie wichtig ist das Publizieren von Fotobüchern für Euer künstlerisches Werk?
Das Tolle an Fotografie sind die verschiedenen Möglichkeiten, wie man sie einsetzen kann. Man kann sie in Ausstellungen präsentieren, aber auch in Büchern veröffentlichen. Das Fotobuch hat einen anderen Ablauf, man blättert die Werke nacheinander durch und es gibt eine Abfolge und somit eine Erzählung. Im Ausstellungsraum hat man einen direkten Überblick und Einblick. Die Werke korrespondieren untereinander und quer durch den Raum. Viele unserer Bilder in den Büchern existieren z.B. gar nicht als Einzelbild. Wir sehen unsere Bücher jedenfalls nicht als Dokumentation unserer Ausstellungen, unsere Bücher sind eigenständig.
Wie geht es in diesem Jahr bei Euch weiter? Welche Projekte stehen an?
Wir arbeiten gerade an unserem neuen Buch „Eurasia“. Und dann sind weitere Reisen geplant. Mal schauen wohin es uns verschlägt.