5 Fragen an Gavin Turk
Gavin Turks Werke sind meist mehr, als sie vorzugeben scheinen. Der britische Künstler ist ein Meister ironischer Inszenierungen der Wirklichkeit, aus Wachs beispielsweise schafft er lebensecht wirkende Figuren in Anlehnung an bekannte Persönlichkeiten.
Alltagsgegenstände wie eine Toilettenpapierrolle oder einen verschmutzten Schlafsack formt er aus Bronze nach, um sie dann so täuschend echt zu bemalen, dass ihre Einzigartigkeit hinter der Farbschicht verborgen bleibt. Die verantwortliche Kuratorin Franziska Brückmann der Ausstellung „Risse in der Wirklichkeit“ führte im Vorfeld das Interview mit Gavin Turk, dessen Bronzegüsse und Installationen in einem spannungsvollen Dialog mit Werken von Jens Wolf präsentiert werden.
Wie verlief Dein Weg zur Kunst?
Gavin Turk: Vor allem dadurch, dass ich mich für nichts anderes mehr begeisterte! Ich glaube, der Grund weshalb ich mit dem Grundstudium an der Kunsthochschule begann, war, dass ich ein diffuses Interesse hatte, dem ich nachzugehen versuchte.
Wie würdest Du den Aspekt der Aneignung in Deinem Werk beschreiben?
G. T.: Ich verwende bewusst (und unbewusst) eine Menge Verweise auf andere Kunstwerke und Künstler, wenn ich Kunstwerke schaffe oder kuratiere. Zum Beispiel durch die Ästhetik (Optik und Haptik) oder durch Ideen (die Bedeutung und die Art, wie Denken funktioniert).
Welche Rolle spielen dabei Humor oder Ironie?
G. T.: Ich lache oft laut los, wenn ich mich wirklich mit Kunst identifiziere oder für sie begeistere und diese Art von Reaktion möchte ich in meinen Arbeiten einfangen oder weitergeben. Der ironische Aspekt der Kunst existiert, weil eine gewisse Art Ordnung etabliert oder gefunden werden muss – damit Werke kritisch sein können –, um dann demontiert zu werden.
Was macht in Deinen Arbeiten das Fehlerhafte, das „Rissige in der Perfektion“ aus?
G. T.: Perfektion ist eine Befindlichkeit – in Wirklichkeit gibt es nur das Fehlerhafte. Für mich ist wichtig, dass ich versuche, ein Werk so gut zu machen, wie ich kann. Manchmal muss ich aber auch das Verkehrte so gut machen, wie ich kann.
Welche Bedeutung hat der Betrachter in Deinem Schaffen und Verständnis von Kunst?
G.T.: Für mich entsteht das Kunstwerk über die Verbindung zwischen Publikum und Künstler. Das Publikum ist wesentlich, denn Kunst ist eine kulturelle Tätigkeit und eine Tätigkeit in der Kultur.