Zurück in die Vorschau – Marta Herford im Jahr 2019
„Manchmal muss ich aber auch das Verkehrte so gut machen, wie ich kann.“, antwortete der britische Künstler Gavin Turk auf dem Marta-Blog auf die Frage, was das Fehlerhafte, das „Rissige in der Perfektion“ in seinen Arbeiten ausmachte. Gilt das nicht auch allgemein für die Zukunft?
Marta Herford ist nicht nur ein Museum für zeitgenössische Kunst, Architektur und Design sondern vor allem auch eine tief in die Zukunft reichende Insel der aktuellen Zeit. Lesen Sie exklusiv diesen Rückblick aus der Zukunft, der aber ebenso gut auch ganz anders möglich sein könnte.
2019 – Das Ende der Kunst
Im Jahr 2019 entwickelte sich das Marta Herford zunehmend zu einem Ort der permanenten kulturellen Revolution. Aufgrund der immer sichtbarer werdenden Überschwemmung des Konsumgütermarktes mit immer banaler werdenden Objekten entschied sich das Kuratorenteam für die Ausstellung „Das Ende der Kunst?! Alles wird banal.“ Ein Projekt, das unter anderem von der These inspiriert wurde, dass die Grenzen zwischen Kunst und Banalisierung gefallen waren – es nur eben keiner richtig bemerkt hatte. Im Kontext dieser Ausstellung kam es dann natürlich zu einer generellen Infragestellung zentraler kultureller Leitbegriffe. So kam etwa die Frage auf: Wird die permanente Banalisierung etwa eine neue, erweiterte Form von (Selbst-)Bildung vermitteln?
Motivation ist mehr als nichts
Als die Banalisierung in der Gesellschaft die Herrschaft über die Kultur übernahm, entstand gleich auch die Anschlussfrage, was dann eigentlich das Nicht-Banale darstellt. Galt das Marta Herford bis dahin als ein Ort der permanenten Inspiration – Stichwort: Marta ist anders -wurde nun ein neues Schlagwort geprägt: Marta – nichts ist zu banal. Doch diese Idee eines Gastkuratoren erwies sich nach einiger Zeit als derart nicht-kommunikativ, dass dieser Slogan schnell ersetzt wurde. Es dauerte allerdings noch ein weiteres halbes Jahr, bis sich das Marta Team entschied: Marta – Motivation ist mehr als nichts. Damit war gleich schon die nächste Ausstellungsidee geboren: „Statements – Begriffe werden Kunst.“ Eine Ausstellung, in der „nur“ smarte Sätze und Statements zum Kunstbetrieb zugelassen wurden, die aber aufgrund fehlender Begeisterung des Publikums zwei Wochen früher als geplant geschlossen wurde. Doch auch aus Fehleinschätzungen kann man lernen, hieß es dann sogleich im Marta-Team, das sich damit wieder als Meister der flexiblen Reaktion erwies. Da sich daraufhin dann die Ideen für weitere Projekte gegen Ende des Jahres überschlugen, musste der künstlerische Direktor seinem engagierten Team eine Zwangspause in der immer schnelleren Entwicklung neuer Ausstellungsideen verordnen.
Zu schnell zu produktiv
Das Jahr 2019 war einfach zu schnell und zu produktiv geworden und das Marta Herford war vorsorglich schon zum Ort einer langsamer laufenden Zukunft des Jahres 2020 ernannt worden – das brachte dem Museum erneut einen ungeahnten Schub an Aufmerksamkeit. Die Zukunft war am Ende etwas ganz Anderes geworden. Aus einer Gegenwart waren plötzlich unübersehbar viele Möglichkeiten entstanden…