Kunstevolution mit Ernst Caramelle
Der österreichische Maler gewährt einen Einblick wie eine komplexe, die Wahrnehmung täuschende Wandmalerei entsteht.
Ernst Caramelle reiste im Mai mit fünf unterschiedlich breiten Pinseln, mehreren Schwämmen sowie wasserlöslichen Farbpigmenten im Gepäck nach Herford.
Um seine Idee für eine Wandmalerei realisieren zu können, wurde ein zusätzlicher Raum innerhalb der Lippoldgalerie geschaffen. Mit Hilfe von Klebeband unterteilt er die weiß grundierte Wand in unterschiedliche, geometrische Flächen.
Im rechten und linken Drittel bringt Ernst Caramelle jeweils einen quadratischen Spiegel an. Die Wand füllt sich nach und nach mit unterschiedlich farbigen Rechtecken. Da der Künstler die Farben überwiegend mit Schwämmen aufträgt, sind die pastellfarbigen Flächen lichtdurchlässig und wirken freskoartig.
Mit viel Wasser werden die Farbpigmente angerührt. Bereits kolorierte Bereiche klebt der Künstler mit Papier ab. Eine Schicht folgt auf die andere und überlagert diese teilweise.
Schon während des Prozesses entstehen Bilder von Räumen und Architekturen im Raum. Die Spiegel verleihen dem Werk zusätzliche Illusion. Auf der rückwärtigen Wand klebt Caramelle ebenfalls Rechtecke und Zickzack Formen ab, die später bemalt werden. Diese bleiben den Betrachter*innen im Original verborgen, spiegeln sich jedoch je nach Standpunkt wieder und versetzen die gemalten Formen so in Bewegung.
Im nächsten Schritt entfernt Caramelle das Klebeband, welches die einzelnen Flächen umrandet und noch voneinander trennt. Die scharfen Kanten täuschen unterschiedliche Raumtiefe und Dreidimensionalität vor und eröffnen malerische Fenster.
Innerhalb von knapp einer Woche realisierte Ernst Caramelle die irritierende, und spektakuläre Wandmalerei, welche noch bis zum 26. August in der aktuellen Einzelausstellung des Künstlers im Marta Herford zu sehen ist.
Weitere Impressionen zum Entstehungsprozess des Werkes sowie Interviews sind im Trailer der Ausstellung zu sehen.