Im Atelier von Brigitte Waldach
Der Marta-Preis der Wemhöner Stiftung 2020 geht an die Künstlerin Brigitte Waldach. Erstmalig wird die Gewinnerin neben einem Preisgeld und einer Neuproduktion für die Sammlung Marta auch mit einer Einzelschau geehrt. Ich habe die ehemalige Meisterschülerin von Georg Baselitz in ihrem Berliner Atelier besucht und ihr bei den Vorbereitungen für die Ausstellung „Brigitte Waldach: Schimmer und Glanz“ (20.09.20 – 17.01.21) über die Schulter geschaut.
Das Atelier als Rückzugsort
Brigitte Waldachs Atelier liegt versteckt im Hinterhof eines grün bewachsenen Altbaus im Norden Berlins. Über ihr Atelier sagt die Künstlerin: „Für mich ist es ein Ort der Konzentration, an den ich mich zurückziehen kann, wenn ich für meine künstlerischen Auseinandersetzungen Abstand von der Welt brauche.“


Von Graphitstaub umhüllt
Über eine eng gewundene Wendeltreppe an der Hauswand gelange ich in die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten, in denen mich Brigitte Waldach herzlich empfängt. Bereits bei der Begrüßung fallen mir zwei großformatige Zeichnungen an der gegenüberliegenden Wand ins Auge. „Sie gehören zu meinem Werkzyklus ‚Die Goldberg-Variationen‘, der von dem gleichnamigen Werk des Komponisten Johann S. Bach inspiriert ist. In meiner Ausstellung im Marta werden sie gemeinsam mit einem weiteren Werk der Reihe zu sehen sein.“, verrät die Künstlerin.

Aus der Nähe erkenne ich, dass der dunkle Hintergrund gar keine gleichmäßige Fläche ist, sondern akribisch mit Bleistift ausgefüllt wurde. Tritt man ganz nah heran, kann man die feinen Strukturen erkennen, die der Stift auf dem Papier hinterlassen hat. „Allein das Ausfüllen nimmt bis zu vier Tage in Anspruch. Wie viele Bleistifte man dabei verbraucht, kann ich gar nicht zählen.“ Die dunkle Fläche assoziiert Brigitte Waldach mit der exotischen Materie im All, „denn Musik verbindet uns mit anderen Welten.“

Wenn die Künstlerin an diesen Zeichnungen arbeitet, muss sie genau darauf achten, was sie anzieht, weil sich der Graphitstaub überall ablagert. „Einmal im Jahr muss auch der hellgraue Boden in meinem Atelier mit einem professionellen Hochdruckreiniger von der grauen Staubschicht befreit werden.“
Alles nach Plan
Auf einem kleinen Tisch entdecke ich das Modell eines Raumes, der mir sehr bekannt vorkommt. Es ist eine Miniaturversion der Lippold-Galerie im Marta Herford, in der die Einzelausstellung von Brigitte Waldach zu sehen sein wird. Mini-Bilder verraten bereits, wie die Werke in der Ausstellung gehängt werden sollen.

Für die Einzelschau entwickelt Brigitte Waldach eine begehbare Raumzeichnung mit Spiegeln und roten Gummibandverspannungen, in der sich die Besucher*innen „selbst in die Unendlichkeit entwerfen“ können. Um die komplexe Rauminstallation von Berlin aus zu planen, arbeitet Brigitte Waldach mit digitalen 3D-Modellen.

Eine Farbe mit besonderer Bedeutung
Während ich meinen Blick im Atelier schweifen lasse, fallen mir immer mehr rote Details auf. Und auch in den Werken der Berliner Künstlerin begegnet einem die Farbe immer wieder. „Die Farbe Rot hat eine ganz besondere Bedeutung. Sie symbolisiert für mich das Leben und steht für starke Emotionen.“



Ein Werk entsteht
Am Ende meines Besuchs darf ich noch einen Blick auf ihr Werk „Schweigen“ werfen, das für die Sammlung Marta entsteht und erstmals in der Preisträger-Ausstellung „Brigitte Waldach: Schimmer und Glanz“ zu sehen sein wird. Die beiden über Ecke gehängten Graphitzeichnungen zeigen zwei Kirchenfenster, in die nicht-christliche Symbole eingebaut sind. „Das Werk zeigt auch, dass Symbole über die Grenzen von Weltreligion und Tradition hinausweisen.“ Eine Figur am linken Bildrand hat die Künstlerin verdeckt. „Sie soll erst zur Ausstellung im Marta enthüllt werden.“



2 Replies to “Im Atelier von Brigitte Waldach”
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Schöne Arbeit
Absolut, die Werke von Brigitte Waldach haben eine ganz besondere ästhetische Qualität!