„Keine Kohle kein Holz“ – 5 Fragen an Erik van Lieshout
Erik van Lieshout zeigt in der Ausstellung „Revolution in Rotgelbblau“ seine Installation „Keine Kohle kein Holz“ und reflektiert damit verschiedene Facetten des Themas Krise.
Er befasst sich kritisch mit seiner eigenen künstlerischen Praxis und persönlichen Rückschlägen, mit Wirtschafts- und Finanzkrisen und dem aktuellen Zeitgeschehen. Mit einer einfachen Do-it-Yourself-Ästhetik zitiert er Gerrit Rietveld und dessen Credo der Reduzierung auf das Wesentliche. Die gesamte Installation verweist auf eine tiefe Verwurzelung von Rietvelds Denken in Erik van Lieshouts künstlerischem Werk. Wir sprachen mit ihm darüber, wie es dazu kam.
Worum geht es Dir in Deiner Installation „Keine Kohle kein Holz“?
Es geht mir um die Zeit in der Joris Ivens (Anm.: ein berühmter niederländischer Filmemacher) und Gerrit Rietveld aktiv waren. Beide haben während der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er und in den 1930er Jahren als Künstler in Holland gearbeitet und sich, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, gesellschaftspolitisch engagiert. Ivens machte politische Kunstfilme und Rietveld beschäftigte sich mit urbanen und sozialen Fragestellungen. Ebenso setzten sich beide mit der grundlegenden Frage auseinander „Was macht die Kunst?“.

Welche Rolle spielt Gerrit Rietveld für Dich als Künstler?
Er inspiriert mich sehr mit seiner Klarheit und Einfachheit. Meine eigenes Werk ist gar nicht klar und einfach und deswegen bin ich immer auf der Suche nach Einflüssen, die Klarheit schaffen, zu denen Gerrit Rietveld, J.J.P. Oud oder auch Donald Judd und Carl Andre zählen. Und zudem hatte Rietveld auch Humor! Die Werke von Rietveld, Mondrian und Oud stehen heute fast klischeehaft (im positiven Sinne) für die niederländische Kultur. So wie der Holzschuh zum Wahrzeichen für Holland geworden ist, genauso ist Rietvelds berühmter Stuhl zum Wahrzeichen des Modernismus geworden.
Welche Werke von Rietveld haben Dich besonders beschäftigt?
Mich haben seine Möbelentwürfe am meisten beschäftigt. Sie erscheinen mir so bequem, so sauber auf den ersten Blick.

Glaubst Du, Rietveld steckte auch in einer Krise? Und wenn ja, was könnte das für eine gewesen sein?
Seine Arbeiten sind sehr leicht und schön, sehr bequem, harmonisch und human. Ich denke, dass man enorme Krisen durchlaufen muss um das zu erreichen. Wenn du am Anfang, in jungen Jahren schon so klare und gute Entwürfe machst, wirst du zwangsläufig auch irgendwann enorme Zweifeln bekommen, denn du musst ja Dein ganzes Leben so weitermachen.
Wenn Du heute die Möglichkeit hättest, Rietveld etwas zu fragen, was wäre das?
Ist die Freiheit real oder ein Gefängnis?