Kunstevolution mit Anastasia Ax
Für die Ausstellung „Der fremde Raum“ haben wir acht KünstlerInnen eingeladen, die Marta-Galerien vollständig auf den Kopf zu stellen. Der Beitrag von Anastasia Ax (*1979 in Stockholm) ist eine Installation in ständiger Bewegung.
Mit einer Geste zwischen Punk und Buddhismus zerstört die Künstlerin, um Neues zu schaffen. Ein solches Werk ist aber nicht nur Ausdruck unglaublicher schöpferischer Kraft, sondern sperrt sich zugleich gegen eine Vereinnahmung von dem Kunstmarkt. Die Arbeit mit dem Titel „The World as of Yesterday“ (Die Welt von gestern) und ihr faszinierender Transformationsprozess wird hier in einer kurzen Bildergalerie vorgestellt:
In einem ersten Schritt verwandelte die Künstlerin große Papierballen von der lokalen Recyclingfirma Stücke Rohstoff-Recycling GmbH in eine monumentale, kubische Struktur, die sie anschließend auflöste und in Bewegung versetzte.
Sie öffnete einige Ballen und zerstreute das verblüffend farbige Material im Raum.
Aus manchen Papierfragmenten stellte sie außerdem Papiermaché her, das in einigen Ecken der Galerie wie Pilze zu wuchern begann.
Für die Eröffnungsperformance explodierte die Künstlerin geradezu: Sie verwandelte ihren eigenen Körper in eine Art Pinsel und bearbeitete nicht nur die Papierballen, sondern auch Wände und Boden mit schwarzer Tusche. So entstand aus dem weißen Galerieraum eine große, dreidimensionale Tuschezeichnung. Das Publikum war gefesselt von der unglaublichen Energie der Künstlerin.
Anschließend konnte der Raum von den Besuchern betreten werden, die wie an einem Tatort die Spuren der Aktion untersuchten.
Bereits am Eröffnungsabend fand sich auf Einladung der Künstlerin eine Gruppe von Kunststudentinnen ein, die ihre Eindrücke von dem Raum filterten und in individuelle Interpretationen übersetzten. Neben diesen Zeichnern arbeiteten in den vergangenen Monaten auch Archäologen und ein Archivar in der Installation der Künstlerin.
Der Archivar sammelte Papierfragmente, die sich auf die Geschichte der Stadt Herford beziehen und ordnete sie in Mappen und Kartons ein und beschriftete sie fachmäßig.
Zwei Archäologen vermaßen und kartografierten sorgfältig die Installation, ihre Oberfläche und die Spuren der Performance. Systematisch hielten sie die Informationen in Fundstücken, Fotografien und Zeichnungen fest.
Ein Monat vor Ende der Ausstellung wurde die Installation nun abgebaut. Die Papierballen und auch die Tuschspuren verschwanden spurlos und die Künstlerin reiste erneut an, um den leeren Raum als Ausgangpunkt für eine weitere Installation zu nehmen.
Die Ergebnisse der mehrwöchigen Arbeit wurden in eine Art Archiv aus drei Teilen überführt, die eine neue Perspektive darauf eröffnen wie mit Zeit, Raum und dem permanenten Wandel des Lebens umgegangen werden kann. Mit dieser neuen Ordnung findet der künstlerische Verwandlungsprozess einen vorläufigen Abschluss, bis dieses Archiv eines Tages an einem anderen Ort wieder eine andere Präsentationsform annimmt…
Vielen Dank allen Teilnehmern: Daniel Bérenger, Klaus Braun, Dorothea Geist, Susanne Hommel, Janice Jensen, Christoph Laue, Solveig Lawitzke, Fabia Meyer, Serafima Rayskina!
Fotos: Lars Siltberg, Hans Schröder, Esther Althage
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