#MartaonTour: Marta zu Besuch in Krefeld und Mönchengladbach
Für den „Blick über den Tellerrand“ ging das Marta-Team auf Reisen. Nicht nur Kunst und Architektur, auch die Situation und die tägliche Arbeit der Kunstmuseen Krefeld und des Museums Abteiberg in Mönchengladbach standen im Fokus. Nebenbei zeigte sich: Spontan klappt Netzwerken oft am besten.
Es war ein Tag mit „vollem Programm“: Besuch an zwei – eigentlich drei – sehr unterschiedlichen Standorten. Den Anfang machten die beiden ehemaligen Fabrikanten-Wohnhäuser Haus Lange und Haus Esters in Krefeld. 1928 und 1930 nach Plänen von Mies van der Rohe errichtet, gehören sie heute als Ausstellungsräume und Architekturdenkmale zu den Kunstmuseen Krefeld. Ähnlich wie im Marta Herford ist hier nicht nur die Kunst Kunst, sondern auch das Museum selbst. Direktorin Katia Baudin empfing uns nach langer Fahrt pünktlich im Haus Lange und hatte viele spannende Informationen und Geschichten über die beiden Gebäude parat. Es fiel vor allem auf, wie nachhaltig stilbildend die Architektur Mies van der Rohes bis heute wirkt – in diesem Stadtteil Krefelds besonders, aber auch sonst bei Neubauten. Man kann in vielen Räumen gar nicht glauben, dass die Häuser fast 100 Jahre alt sind, so zeitlos ist vieles.

Von der Ruhmeshalle zur zeitgenössischen Kunst in nur zwei Generationen
Wie aus einer anderen Epoche erscheint dagegen das – kaum 30 Jahre ältere – Hauptgebäude des Kaiser-Wilhelm Museums. Es wurde im Stil des Eklektizismus als „Ruhmeshalle“ für Kaiser-Wilhelm I. errichtet. Aus dem Kontrast zu den Häusern Lange und Esters wird klar, welche enormen gesellschaftlichen Umbrüche Deutschland damals innerhalb nur einer einzigen Generation erlebte. Eine weitere Generation später wurde das Standbild des Namensgebers übrigens „vor die Tür gesetzt“, wo es bis heute unauffällig herumsteht (was dem als zurückhaltend geltenden Monarchen vermutlich recht gewesen wäre). Katia Baudin und ihre Kolleginnen führten uns durch das 2012–2016 modernisierte Haus mit seiner wunderbaren Sammlung. Im Anschluss ergab sich dann beim Mittagssnack ein zwangloses und gerade deshalb sehr produktives Networking der Krefelderinnen und Krefelder mit ihren Pendants aus den einzelnen Abteilungen in Herford. Die Probleme von Klimatisierung über Museumscafé bis Scheinselbständigkeit sind überall dieselben, und es tut sehr gut, sich auszutauschen. Wenn man Leute, die sich vorher nicht kannten, mehrfach auffordern muss, sich voneinander loszureißen, weil leider der Zeitplan drängt, dann ist das Networking geglückt.

Museum sein heißt auch, zur Stadtentwicklung beizutragen
Den Abschluss bildete das nach Plänen von Hans Hollein erbaute Museum Abteiberg in Mönchengladbach, von dem Frank Gehry sagte, ohne dieses Gebäude wäre sein Guggenheim-Museum in Bilbao nicht denkbar gewesen. Direktorin Susanne Titz begrüßte uns im Foyer und berichtete über die Geschichte und Entwicklung des Hauses. Ihr Rundgang führte an neuralgische Punkte des Museumsbaus, der 1982 nach zehnjähriger Bauzeit eröffnet wurde, und viele Elemente hervorbrachte, die heute alltäglich scheinen. Eine Herausforderung eigener Art beim Besuch ist es, sich in dem verzweigten Haus mit verschiedenen Ebenen und vielen Treppen zu orientieren. Laufend tun sich neue Räume auf, in denen die hochkarätige Sammlung mit Werken u.a. von Warhol, Lichtenstein oder Richter Platz findet. Susanne Titz erläuterte auch die spannende Rolle des Museums in der Stadtentwicklung, durchaus eine kleine Parallele zum Marta Herford. In Mönchengladbach (das erst seit 1960 offiziell so heißt) kommt dabei noch die Schwierigkeit hinzu, einer aus mehreren eigenständigen Orten gebildeten Stadt Identität, Lebendigkeit und „Zentrum“ zu geben. Im Vergleich dazu erscheint die Herforder Aufgabe, einem Quartier einen positiven Schub zu geben, leichter.

Drei Orte, eine Frage: Wann öffnet das Café endlich wieder?
Gerade rechtzeitig zum Ende der gesetzlichen Lenkzeit unseres Busfahrers erreichten wir unser heimatliches Marta Herford wieder. Dieser gelungene Tag hat neben wertvollen Kontakten viele Eindrücke und neue Denkanstöße gebracht. Zu den Gemeinsamkeiten gehört auch, dass die Museumscafés in Krefeld, Mönchengladbach und Herford zum Leidwesen der Besucherinnen und Besucher und trotz intensivster Bemühungen der Museen noch immer neue Betreiber suchen. Mal sehen, wann die Gastronomie endlich wieder Lust auf besondere Locations bekommt!
