Russisch Roulette mit Mark Zuckerberg
Facebook und Instagram sind für Museen zu wichtigen Werkzeugen geworden, um mit den Besuchenden zu kommunizieren. Doch der Umgang mit den digitalen Kanälen will gelernt sein, kostet Zeit und Kreativität – und bleibt am Ende doch ein technisches Glücksspiel.
Personalressourcen für die regelmäßige Betreuung von Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram aufzubringen, ist die eine Sache. Dort die richtigen Knöpfe zu drücken, damit die veröffentlichten Beiträge gut sichtbar ausgespielt werden und das eigene Netzwerk sie überhaupt wahrnimmt, eine andere. Wenn man diese Hürden nehmen konnte, kann man sich eigentlich zurücklehnen und entspannt seinen Contentplan abarbeiten – so denkt man. Doch fängt erfahrungsgemäß an dieser Stelle der eigentliche Ärger mit Facebook erst an, denn der Teufel sitzt in der Technik.
Mensch gegen Maschine
Wer kennt das auch: Der Link zum neuen Blogbeitrag wird bei Facebook eingefügt, in der Beitragsvorschau wird das zugehörige Headerbild angezeigt, alles scheint gut und man drückt in freudiger Erwartung auf „veröffentlichen“. Wer jetzt den Fehler begeht, ohne eine weitere Überprüfung die Seite zu verlassen, erlebt später oft eine böse Überraschung: Der Textbeitrag ist zwar da, aber statt des Blogbildes findet man dort nur eine hässliche Vorschau in Textform. Natürlich kommt man schnell auf den Gedanken, dass Facebook es lieber hat, wenn die Inhalte direkt auf der Plattform veröffentlicht werden. Allerdings ist es für ein Museum schon ärgerlich, wenn für eine erneute Verwendung eines Bildes ein weiteres Mal gezahlt werden muss – sofern die Rechte des Urhebers, bzw. der Urheberin von der VG Bild-Kunst vertreten werden.
Wer jetzt denkt, das sei schlimm: Das war noch gar nichts! Okay, wir haben jetzt verstanden, dass das Unternehmen Facebook nicht so gerne auf externe Seiten verweist und es lieber sieht, wenn die Inhalte auf der eigenen Seite hochgeladen werden. Wenn das Hochladen eines Ausstellungstrailers dann aber über Tage aus unbekannten, technischen Gründen nicht möglich ist und dem Museum wertvolle Bewerbungszeit durch die Finger rinnt, ist das schon ärgerlich. Mehrere Stunden Chatsitzungen mit dem Facebook-Supporteam brachten zwar freundliche Worte, aber nicht die gewünschte Lösung. Glücklicherweise löste sich das technische Problem irgendwann von selbst, so dass der Trailer bei Facebook hochgeladen und beworben werden konnte.
Weiter geht’s: Es gibt im Facebook Business Manager die Einstellung, dass dort veröffentlichte Beiträge, die beworben werden, als Anzeige auch Nutzer*innen bei Instagram angezeigt werden. „Toll“, denkt sich der Sparfuchs, „zwei Fliegen mit einer Klappe!“ Klickt man nun aber bei den auf Instagram angezeigten Facebook-Beiträgen auf „Mehr anzeigen“, wird einem statt des Beitrags eine Fehlermeldung geöffnet.
Und ein letztes Beispiel, weil ich gerade so in Fahrt bin: Tatsächlich war es der Kollegin, die bei uns Facebook betreut, über einen langen Zeitraum hinweg nicht möglich, die von ihr auf unserer Seite veröffentlichten Beiträge auch zu bewerben. Die ominöse Begründung von Facebook lautete, dass ihr Konto aus unbekannten Gründen nicht länger seriös wirke und ihr „lebenslang“ das Recht auf Bewerbung entzogen wurde – und dieses Urteil sei auch nicht mehr rückgängig zu machen. Stundenlange Konversationen mit dem Supportteam konnten das Problem schlussendlich leider nicht beheben, so dass die Kollegin sich nun bei Facebook ein weiteres Profil einrichten musste, um ihrer Arbeit weiter vollumfänglich nachkommen zu können.
Nicht alles Gold, das glänzt
Nun mag sich die Leserschaft fragen, was ich mit meinem Gemeckere bezwecken will. Zum einen tut es gut, einfach mal Dampf abzulassen. Zum anderen möchte ich aber auch signalisieren, dass wir digital sichtbaren Museen doch alle im gleichen Boot sitzen – und der Kapitän ist Mark Zuckerberg!
Facebook, 2004 von Zuckerberg gegründet, ist inzwischen nicht mehr wegzudenken aus unserer digitalen Welt. Begonnen hat der Kanal als Netzwerk, um mit dem Freundeskreis in Kontakt zu bleiben. Schnell erkannte das Tool seinen Nutzen als Werbeplattform und heute ist Facebook ein riesiges Marketingschlachtschiff. 2010 machte Facebook noch einen Werbeumsatz von rund 1,9 Mio. US-Dollar, während die Plattform im Jahr 2019 alleine mit Werbung rund 69,66 Milliarden US-Dollar verdiente (Quelle: © Statista 2020). Mit 23 Mio. Nutzer*innen täglich ist Facebook heute keinesfalls „tot“, wie es oftmals behauptet wird, sondern führt die Social-Media-Kanäle noch vor Instagram mit 9 Millionen täglichen Nutzer*innen weiterhin als beliebteste digitale Plattform an (Quelle: © kontor4.de 2020).
Doch auch wenn sich diese Zahlen nun vielversprechend lesen, ist nicht alles Gold, das glänzt.
Lieber Mark…
Die vielen Arbeitsstunden, die meine frustrierten Kolleginnen und ich damit zugebracht haben, mit Mark Zuckerberg Russisch Roulette zu spielen und darauf zu hoffen, dass technische Probleme zeitnah gelöst werden, führen mich zu der dunklen Vorahnung, dass sich das Unternehmen auf seiner Monopolstellung ausruht und sich hinter seinem Supportteam versteckt.
Facebook: Wir schätzen dich, doch, das tun wir wirklich und wir sind dankbar, dass es dich gibt und wir besonders in Zeiten der Corona-Pandemie, in denen wir Museen die Türen geschlossen halten müssen, über dich Kontakt zu unseren Gästen halten können. Aber bitte, bitte arbeite an deinem technischen Support, so dass wir Businesskund*innen dich wieder als verlässlichen Dienstleister wahrnehmen können, der uns für unser Geld auch eine verlässliche Leistung bietet. Und bis dahin finden sich ja vielleicht Kolleg*innen anderer Museen mit ähnlichen Problemen, die mit mir eine Selbsthilfegruppe gründen möchten 😉
2 Replies to “Russisch Roulette mit Mark Zuckerberg”
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Dazu kommt aus der Sicht des neugierigen Lesers hinzu, daß die über facebook veröffentlichen Beiträge nur für solche Leser zugänglich sind, die ALLEN Cookies zustimmen. Für gewöhnlich ist eine Ausschaltung der Cookies optional und man kann diese auf die sog nur notwendigen Cookies einschränken. So nicht bei den Beiträgen mit Zugang via facebook. Ohne uneingeschränkte Zustimmung der Cookies, kein Zugang zu facebook, kein Zugang zu den Museumsbeiträgen. Schade.
Ja, das stimmt. Das Thema Datenschutz ist mit Sicherheit ein anderes, über das man noch mal einen weiteren Blogbeitrag schreiben könnte. Wir veröffentlichen unsere Beiträge und Informationen allerdings immer auf mehreren Wegen, so dass man auch über die Marta-Website, das Blog-Abonnement und den Marta-Newsletter gut informiert ist und wenn man mag ganz ohne Facebook auskommt.