International und regional – Marta Herford als Träger von KulturScouts OWL
Seit über zehn Jahren beherbergt das Marta ein Projekt zur Förderung der Kulturellen Bildung von Schüler*innen in Ostwestfalen-Lippe. Eine Erfolgsgeschichte, an der mittlerweile über hundert Partner aus außerschulischen Lernorten, Schulen und Förderern beteiligt sind.
Wer sind die KulturScouts OWL?
KulturScouts sind Späher*innen, Spurensucher*innen und Kundschafter*innen aus den Klassenstufen 5 bis 10 aller weiterführenden Schulformen. Zweimal im Jahr besuchen sie im Klassenverband oder als Jugendgruppe ein Museum, ein Theater oder einen anderen Kulturort in OWL. Für die rund 70 Schulen und Jugendzentren ist die nicht nur der Besuch der Einrichtungen, sondern auch die An- und Abreise ist bis auf einen geringen Eigenanteil kostenfrei. Im Marta laufen alle Fäden zusammen: Hier werden zum einen die Besuche sowie der Transfer zwischen Schule und Kulturort koordiniert. Zum anderen ermöglicht eine zentrale Projektsteuerung die nachhaltige Vernetzung aller Akteur*innen und eine stetige Weiterentwicklung der mittlerweile fast 15 Jahre alten Grundidee von KulturScouts OWL.
Konzeption und Gründung in einem einzigartigen Gremium
2009 entdeckten bereit seit einiger Zeit Kulturstrolche im Grundschulalter verschiedene Kultursparten mit ihren spezifischen Orten und Akteur*innen. Das sorgte auch beim Koordinationskreis Kulturelle Bildung OWL für Aufmerksamkeit. Dieses einzigartige Gremium, in dem sich die Vertreter*innen der Kulturabteilungen aller Kreise und kreisfreien Städte der Region unter der Leitung des OWL Kulturbüros bis heute regelmäßig treffen, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücke zu schließen, die eine Studie zur Lage der Kulturellen Bildung in OWL¹ ergab: So existierten vor rund 15 Jahren nur wenige Vermittlungsformate für die Gruppe zwischen Kindern und jungen Erwachsenen. Warum nicht ein eigenes Förderprojekt ins Leben rufen, das sowohl die kulturelle Bildung von Schüler*innen der Sekundarstufe I fördert und gleichzeitig Kultureinrichtungen dabei unterstützt, genau diese Zielgruppe zu erreichen?
Besucher-Bergwerk, Kunstmuseen und Theater vereint in einem Netzwerk

Foto: KulturScouts OWL
Die Region Ostwestfalen-Lippe zeichnet sich vorrangig durch das Nebeneinander von städtischen und ländlichen Räumen aus. Diese Struktur findet sich auch bei KulturScouts OWL wieder. So kamen 2010 Schulen und Kultureinrichtungen aus ländlichen und städtischen Gebieten zur Gründung des Projekts zusammen. Grundgedanke war, den 11- bis 16-Jährigen über einen längeren Zeitraum zu ermöglichen, Kultur in der Region, in der sie leben, kennen zu lernen. Neben Leuchttürmen wie dem Heinz Nixdorf MuseumsForum und dem Theater Bielefeld waren auch kleinere Kulturorte wie das Besucher-Bergwerk und Museum Kleinenbremen oder die Burg Sternberg Gründungsmitglieder des Projektnetzwerks und entwickeln bis heute eigens für KulturScouts-Klassen konzipierte Vermittlungsformate. Auch im Marta selbst gehen KulturScouts ein und aus: Im Angebot „Architekt(o)ur“ beschäftigen sie sich mit den Funktionen und Erscheinungsformen von Architektur, im Atelier entwickeln sie eigene architektonische Utopien. Es hat sich gezeigt, dass dieses baukulturelle Vermittlungsformat einen idealen Einstieg in die weitere Auseinandersetzung mit den wechselnden Ausstellungen des Hauses darstellt, mit denen sich KulturScouts-Klassen in einem zweiten Angebot beschäftigen. Neben dem praktischen Arbeiten zeichnen sich die Vermittlungsformate durch eine zielgruppenspezifische Ansprache und eine passende Lehrplananbindung aus.
Vom Modellprojekt zur festen Größe in der Kulturregion OWL
Nachdem das Netzwerkprojekt innerhalb weniger Jahre auf die heutige Größe angewachsen war, stand es 2015/16 Modell für die Gründung der KulturScouts Bergisches Land. Das in Ostwestfalen-Lippe entwickelte Konzept wird bis heute unter der Leitung des Rheinisch-Bergischen Kreis erfolgreich umgesetzt. Durch die lange Laufzeit von KulturScouts OWL ist eine nachhaltige Zusammenarbeit aller Akteure entstanden, die es ermöglicht, den gesellschaftlichen Entwicklungen in der Projektkonzeption Rechnung zu tragen. So konnten während der Corona-Pandemie die Kulturorte bei der Entwicklung digitaler Vermittlungsformate finanziell unterstützt werden, von denen die meisten bis heute buchbar sind.
All das macht ein regionales Projekt zu einem starken Projekt.
Autorin:
Frauke Grams
Weitere Informationen zu den KulturScouts gibt es hier.
¹Keuchel, Susanne / Groß, Stefanie / Larue, Dominic / Zentrum für Kulturforschung: Kulturelle Bildungsbilanz OstWestfalenLippe – Auf dem Weg zu einer Modellregion Kulturelle Bildung, Sankt Augustin 2009.