Kunstevolution mit „Finding the Wild“
Das Künstler*innenduo „Finding the Wild“ untersucht kritisch das Verhältnis von Wildnis und Zivilisation. Für die Ausstellung zum 10. RecyclingDesignpreis hat das Kollektiv seine heizpilzähnliche Skulptur „1-Stroke Sugar Motor“ mit Abfallspenden aus Herford umgesetzt und uns die einzelnen Schritte des Aufbaus erklärt.
„Der im Rahmen eines Artist Residency Programm entwickelte „1-Stroke Sugar Motor“ versteht sich als funktionale Skulptur, bei der sowohl die optische Schönheit von Verwesungsprozessen als auch deren technische Eigenschaft exotherm zu sein, eine gleichberechtigte Rolle spielen. Das Produkt ist am Ende, wie bei jedem Kompost sehr nährstoffreiche Erde, also Humus. Dabei steht die Zuckerbasis in direktem Kontakt zum Kompost und wirkt wie ein Beschleuniger des Kompostierungsprozesses. Dieser soll gleichzeitig veranschaulichen, dass all diese Verwesungsprozesse im Prinzip den Zucker verbrauchen, also im übertragenen Sinne verbrennen. Bei diesem Verbrennungsprozess dreht sich alles um Zucker statt um Erdöl und Gas. Diese Vorgänge sind nicht nur umweltfreundlich, da sie das CO2 im Boden binden, sondern können auch Wärme entwickeln und sind zudem wunderschön!
Zur Konstruktion
Der Aufbau des „1-Stroke Sugar Motor“ ist sehr einfach, da dieser nur aus 5 Teilen besteht: eine Glasröhre, Kompost, mehrere Zuckerkuchen, eine alte Obstschale aus Glas und ein Sockel aus Plexiglasresten. Beim Aufbau in Herford haben wir schon fertig vorbereitete Zuckerkuchen auf die im Plexiglassockel stehende Glasröhre aufgefädelt. Diese haben wir dann mit Gemüseabfällen aus umliegenden Restaurants und Läden gefüllt.
Dabei war es uns sehr wichtig, den Kompost persönlich und direkt vor Ort zu sammeln. Wir sehen das als performativen Bestandteil unserer Skulptur.

Das Fragen nach Müll und die Bitte um eine Müllspende aus Grünschnitt oder Gemüseabfällen sorgt immer wieder für große Verwunderung, denn Abfall hat für viele nach wie vor keinen Wert. Allein die Frage danach holt den Müll aus der dunklen, versteckten Stelle in das Bewusstsein der Menschen.“
Über die Künstler*innen:
„Finding the Wild“ (Jazmin Charalambous und Felix Mohr) sind ein Artist Duo, welches Kunst und Architektur verbindet. Zusammen schaffen sie vornehmlich Kunst im öffentlichen Raum. Mit ihren Arbeiten sprechen sie das Verlangen nach unkontrollierten Elementen an und eröffnen durch ihre performativen Skulpturen und Installationen körperliche Verbindungen mit der Welt. Der Begriff der Wildnis wird als Teil ihrer künstlerischen Praxis ständig neu verhandelt und nicht als abstrakter Begriff für das Unbekannte akzeptiert.